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Spieler ist immer öfter nicht gleich Spieler.

Foto: AP Photo

Es gab eine Zeit, in der man als braver Konsument die Wahl hatte, zu dem einen Händler zu gehen, um ein Videospiel zu kaufen, oder zum anderen. War man geduldig, bot sich noch der Secondhand-Markt an, oder man tauschte mit Freunden Spiele aus. Das war es aber auch schon mit den legalen Bezugsquellen für Games.

Heute steht Otto Normalverbraucher vor einer Flut an Angeboten und sieht sich mit immer neuen Geschäftsmodellen konfrontiert. Vollpreisspiele, Zusatzinhalte, Episodenvertrieb, Free2Play mit Mikrotransaktionen - die Möglichkeiten, Produktionen zu finanzieren werden nur durch die Vorstellungskraft der Hersteller begrenzt. Der Wandel vom Spiel als Produkt zum fortlaufenden Dienst, bewirkt indes noch etwas ganz anderes in der Spielerschaft: Spieler werden in normale und wichtige Kunden geteilt. Die Welt der Games wird zur Zweiklassengesellschaft.

Geld bevorzugt

Nach dem Vorbild von Fluggesellschaften gehen Spielhersteller dazu über, Premiumkunden mit Sonderleistungen zum umgarnen, die über zusätzliche Inhalte (die auch separat erhältlich sind) oder Ego-Boosts in Form von schicken Avataren hinausgehen. Für Fans einer bestimmten Spielserie hat das durchaus viel Positives: Der Hersteller kann so immer neue Inhalte für das Lieblingsspiel produzieren. Einer der Vorreiter in diesem Feld ist Activision, das seit 2011 seinen "Call of Duty Elite"-Abonnenten für 50 Dollar jährlich exklusive Mehrspielerdienste bereitstellt, die gewöhnliche Kunden nicht nutzen können.

Mit dem kommenden Kriegsspiel "Battlefield 4" geht Herausgeber Electronic Arts einen ähnlichen Weg: Wer zum Spiel das Premium-Paket hinzunimmt, sichert sich nicht nur alle folgenden Download-Inhalte, sondern erhält diese noch dazu zwei Wochen vor allen anderen. Die vielleicht drastischte Unterscheidung: Premiumkunden wird über eine gesonderte Server-Schleuse der raschere Zugang zu Mehrspielerpartien zugesichert. Mit dem Holzklasseticket stellen Sie sich am rechten Schalter an und warten wie 95 Prozent der Passagiere eine Stunde auf das Check-in, mit der Silver- oder Gold-Card gehen Sie bitte gleich zum linken Schalter vor.        

Wohin führt das alles?

Bei allem Unmut über Ungleichbehandlungen ist es aus Unternehmenssicht nachvollziehbar, dass Studios nach immer neuen Einnahmequellen suchen. Die Entwicklung wird immer teurer, während die Handelspreise in den vergangenen Jahren nicht gestiegen sind. Und ja: Die Branche experimentiert, schlägt nach oben und unten aus und sucht noch nach dem grünen Pfad.

Doch als Spieler schwingt bei all diesen Entwicklungen ein unangenehmes Gefühl mit. Videospiele sind immer seltener einfach greifbare und durchschaubare Produkte und immer öfter komplexe Dienste, die ein Auge für Kleingedrucktes erfordern. Dadurch verliert das noch junge und sich so schnell weiterentwickelnde Medium an Unbeschwertheit. Freunde werden sich eines Tages nicht mehr nur über gemeinsame Erlebnisse in den virtuellen Weiten unterhalten, sondern auch darüber streiten, was der eine hat und der andere nicht. Gold-Card-Halter blicken aufs Fußvolk herunter, die dem Blick wiederum mit verächtlichem Neid entgegnen. Nun, vielleicht wird die Spielezukunft nicht ganz so widerlich, doch eine Befürchtung sei nun einmal vorsichtig ausgesprochen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 24.8.2013)

(Video: Battlefield 4: Premium) 

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