São Paulo / Wien - Die Währung Brasiliens hat, ganz im derzeitigen Trend der Schwellenländer, diese Woche ein Vier-Jahres-Tief gegenüber dem Dollar erreicht. 2,45 Real kostete ein Dollar am Donnerstag, vor einem Jahr waren es noch zwei Real gewesen. Finanzminister Guido Mantega hatte am Montag Investoren vor Wetten gegen den Real gewarnt. Nun macht die Notenbank der größten Volkswirtschaft Südamerikas Nägel mit Köpfen und verkündete am Donnerstag eine Intervention von 60 Milliarden Dollar (45 Mrd. Euro) am Devisenmarkt.

Mit Bargeld und Derivate-Kontrakten bietet die Notenbank den Investoren eine Versicherung gegen weitere Kursverluste und hofft, die Währung zu stabilisieren. Mit dem Schritt wollen die Währungshüter verhindern, dass Unternehmen und Investoren gleichzeitig ihre Dollar verkaufen, um sich so vor einem weiteren Verfall des Reals zu schützen.

Das Programm begann am Freitag und soll zunächst bis Dezember laufen. Die brasilianische Regierung bemüht sich derzeit, die Inflation in Schach zu halten und gleichzeitig der stagnierenden Wirtschaft Schwung zu verleihen. Finanzminister Guido Mantega meint, für heuer erwarte er nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent anstatt bisher drei Prozent.

Höhere Zinsen: Neun Prozent

Von den ultraniedrigen Zinsen im Euroraum können Kreditnehmer in Brasilien nur träumen. Die Zentralbank zeigt sich entschlossen, die Zinsen anzuheben und nicht mit billigem Geld zu fluten. Am Markt wird mit einer Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt auf neun Prozent gerechnet. Das lockt ausländische Investoren an, dämpft aber auch die Konjunkturaussichten.

Notenbankchef Alexandre Tombini hat bis zuletzt versucht, die hohe Inflation einzudämmen. Seit Amtsantritt vor zwei Jahren lag die jährliche Rate bei über sechs Prozent. Dieses Jahr kam es wegen der hohen Preissteigerungen zu massiven Protesten gegen die Regierung. Die Brasilianer scheinen sich noch gut an die 1990er-Jahre erinnern zu können, als eine Hyperinflation von 2500 Prozent das Land lähmte.

Am Freitag reagierten die Märkte positiv, und der Real stieg. (Ansgar Fellendorf, DER STANDARD, 24.8.2013)