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In einigen Regionen Chinas weist das Grundwasser Konzentrationen von Arsen auf, die gesundheitsgefährdend sind.

Foto: REUTERS/China Daily

Die Karte von China zeigt bestätigte und potenzielle weitere Regionen mit hohen Arsenbelastungen im Grundwasser.

Grafik: Science/Rodriguez-Lado et al.

Zürich/Wien - Es ist eines der großen Gesundheitsprobleme weltweit: Aufgrund von Auswaschungen aus arsenhaltigen Erzen trinken über 100 Millionen Menschen belastetes Wasser. Dieses lange unerkannte Problem führt zu chronischer Arsenvergiftung bei weiten Teilen der betroffenen Bevölkerung. Die Folgen sind Krankheiten der Haut und Schäden an den Blutgefäßen, was zum Absterben der betroffenen Körperteile sowie zu bösartigen Tumoren der Haut, Lunge, Leber und Harnblase führen kann.

Chronische Arsenvergiftungen sind vor allem südostasiatischen Ländern wie Bangladesch bekannt, Arsen im Grundwasser kommt aber auch in Regionen Mitteleuropas, Südamerika, in der Mongolei und in Teilen der Vereinigten Staaten vor. Ein besonders großes Problem stellt arsenbelastetes Wasser in China dar, wo man 1994 auf das Problem aufmerksam wurde. Das chinesische Gesundheitsministerium führte daraufhin eine groß angelegte Kampagne zur Untersuchung von einzelnen ausgewählten Trinkwasserquellen durch.

445.000 untersuchte Brunnen

Dieses "Chinese National Survey Program" dauerte bis 2005 und untersuchte etwa 445.000 Quellen auf Arsen in etwa zwölf Prozent der chinesischen Bezirke. Die Untersuchung von Trinkwasserquellen wurde seitdem fortgeführt und kostete die Regierung bereits mehrere Millionen Euro. Wegen der enormen Größe des Landes würde die Untersuchung der restlichen Gebiete allerdings noch Jahrzehnte dauern.

Ein neues Modell zur Vorhersage des Risikos einer Arsen-Grundwasserverunreinigung soll diese Untersuchungen erheblich abkürzen und verbilligen, schreibt ein internationales Expertenteam um Luis Rodriguez-Lado im Fachblatt "Science". Dazu nutzten die Forscher neue Arten der Erdbeobachtung bezüglich Feuchtigkeit, Salzgehalt im Boden sowie topografische Informationen. Da diese Daten Hinweise auf Arsenkontaminierungen liefern können, war das Team in der Lage, Prognosen über die Verunreinigung mit Arsen auch für Gebiete aufzustellen, die es selbst nicht besucht hatte.

Das Ergebnis ist eine Karte, die China in Gebiete mit niedrigem hohem Risiko einteilt. In diesen Regionen - betroffen sind Teile der Provinzen Xinjiang, Innere Mongolei, Henan, Shandong und Jiangsu - leben knapp 20 Millionen Chinesen. Das Modell wies dabei auch neue Risikogebiete in der nordchinesischen Ebene und der Mitte der Provinz Sichuan aus. "An diesen Orten gibt es sowohl ein hohes Arsenrisiko wie auch eine hohe Bevölkerungsdichte", so Rodriguez-Lado. " Daher sollte das Grundwasser dort möglichst bald auf Arsen getestet werden."

Dieses Modell ist nicht nur auf die Verwendung in China beschränkt, so Rodriguez-Lado, es könnte sich auch für andere Teile der Welt eignen - wie den Südwesten der Vereinigten Staaten, wo bereits hohe Konzentrationen von Arsen festgestellt wurden.

Das Modell sei zudem nicht auf Arsen begrenzt, sondern für alle möglichen im Boden vorkommende Schadstoffe einsetzbar. (tasch, DER STANDARD, 23.08.2013)