Menschen, welche aufgrund der genetischen Stoffwechselerkrankung Hämochromatose stets volle Eisenspeicher haben, werden größer als der Durchschnitt. Dies hat eine klinische Studie des Universitätsspitals Zürich (USZ) gezeigt.

Höhere Eisenaufnahme

Hämochromatose-Betroffenen nehmen über den Darm mehr Eisen auf, als der Körper benötigt. Die USZ-Ärzte verglichen die Körpergröße von 176 Hämochromatose-Patienten mit jener der Schweizer Bevölkerung insgesamt. Die Männer waren 4,3 Zentimeter größer als der Durchschnittsmann, die Frauen 3,3 Zentimeter größer als die Durchschnittsfrau.

Laut den Studienautoren beugt die erhöhte Eisenaufnahme allem Anschein nach dem Eisenmangel von Kindern und Jugendlichen vor. Vor allem in den ausgeprägten Wachstumsphasen in den ersten zwei Lebensjahren sowie in der Pubertät steigt der Eisenbedarf. Die stets vollen Eisenspeicher wirkten sich offenbar günstig auf das Wachstum aus, sagt Mitautor Pierre-Alexandre Krayenbühl. Die neuen Erkenttnisse würden zeigen, wie wichtig Eisen und eine entsprechende Ernährung für eine gesunde Entwicklung sei.

Andauernde Belastung

Anderseits wird der erhöhte Eisengehalt in späteren Lebensjahren zu einer Hypothek: Das überschüssige Eisen lagert sich ab und schädigt Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse oder die Gelenke. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung könne langfristige Schädigungen verhindern, heißt es in der Mitteilung.

Die Behandlung ist laut Krayenbühl relativ einfach: Sie besteht in regelmäßigen Blutentnahmen - vergleichbar mit den Entnahmen zum Blutspenden. Damit könne der Eisenspiegel auf einem unschädlichen Niveau gehalten werden.

Evolutionärer Vorteil

Hämochromatose ist erblich und laut Mitteilung in Westeuropa die häufigste genetische Veränderung. Die Häufigkeit sei vermutlich kein Zufall: Die effizientere Eisenaufnahme könnte die Betroffenen in der Evolution begünstigt haben, indem sie in Zeiten mit schwieriger Ernährungslage einen Vorteil hatten. Laut Krayenbühl erkranken aber längst nicht alle Träger.

Verfasst wurde die Studie von Pietro Cippa und Pierre-Alexandre Krayenbühl, Spezialärzte für Innere Medizin. Die Resultate wurden am Mittwoch im "New England Journal of Medicine" publiziert, wie das USZ schreibt. (APA, derStandard.at, 22.8.2013)