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Über Services wie Borderlinx lassen sich problemlos auch eigentlich nur für den US-Markt bestimmte Geräte importieren - so diese denn auch ohne fixe Vertragsbindung erhältlich sind.

Foto: LUCAS JACKSON / REUTERS

So global der Kapitalismus auch gerne präsentiert wird, "grenzenlos" ist das Warenangebot noch lange nicht. Regionale Beschränkungen stellen nicht nur beim Konsum von DVDs, Musik und Co. ein stetes Ärgernis dar, auch dem Erwerb neuer elektronischer Geräte stehen sie nur all zu oft im Weg. Dass Tablet X oder Smartphone Y erst Monate später - oder auch gar nicht - direkt in Österreich bezogen werden können, kann für daran Interessierte schon mal eine reichlich frustrierende Erkenntnis sein.

Hintertür

Dass die Zahl derer, die sich mit dieser Situation nicht zufrieden geben wollen, im Steigen begriffen ist, ist allerdings ebenfalls kein sonderliches Geheimnis. Insofern haben sich in den letzten Jahren einige Services etabliert, die diesen Beschränkungen eine Schnippchen schlagen, und eine Hintertür auf andere Märkte - nicht zuletzt den oft bevorzugt belieferten US-amerikanischen - öffnen.

Beispielsweise

Wie das läuft, soll im Folgenden anhand von Borderlinx erläutert werden, dem wohl etabliertesten Service in diesem Bereich. Nur kurz sei darauf verwiesen, dass es natürlich auch eine ganze Reihe von anderen Angeboten in diesem Bereich gibt, etwa Shipito oder comGateway. Auf den Import aus Deutschland hat sich hingegen Logoix spezialisiert.

Umleitung

Das größte Problem bei US-Beschränkungen ist üblicherweise, dass Online-Läden wie Amazon für gewisse Produkte eine entsprechende Lieferadresse verlangen. Genau an dieser Stelle setzen Services wie Borderlinx an. Wer sich dort registriert, bekommt eine eigene US- sowie eine britische Adresse, hinter der sich jeweils ein Fach in einem Lager von Borderlinx verbirgt.

Kern

Der Ablauf sieht dann in der Kurzform so aus: Diese Borderlinx-Anschrift wird als Zieladresse beim jeweiligen Online-Händler eingetragen, der in Folge das erworbene Produkt also an das Postfach von Borderlinx schickt. Das Unternehmen nimmt dieses Paket wiederum entgegen, und leitet es - nach einer kurzen Bestätigung - an die wahre Adresse der KundInnen weiter.

Zoll

Besonders praktisch: Um die korrekte Versteuerung der erworbenen Güter kümmert sich Borderlinx  selbst. Einzige Aufgabe der KonsumentInnen ist es den angegebenen Güterpreis zu überprüfen. Dies hat einen simplen Grund: Liegt dem erworbenen Produkt keine Rechnung bei, schätzt Borderlinx diesen. Verschätzt sich das Unternehmen dabei, wird schon mal zuwenig Steuer berechnet - was potentiell Schwierigkeiten mit dem Zoll nach sich ziehen könnte.

Wartezeit

Im Test zeigt sich, dass die Abwicklung bei Borderlinx rund einen Werktag in Anspruch nimmt, vorausgesetzt natürlich man reagiert flink auf die Benachrichtigung über das Eintreffen eines neuen Pakets im Lager. Rechnet man dazu die Lieferzeiten innerhalb der USA und nach Europa hält man dann beispielsweise eine Amazon-Bestellung innerhalb von 5-9 Tagen in den eigenen Händen. Wie schnell das alles geht, dürfen auch die KonsumentInnen selbst mitbestimmen, steht doch die Lieferung per DHL Standard oder Express zur Wahl.

Bonus

Borderlinx bietet rund um diese Kernfunktionalität aber noch einige Zusatzservices an: So ist es - kostenlos - möglich, sämtliche Lieferungen neu verpacken zu lassen, etwa um deren Größe zu reduzieren und so Versandkosten zu sparen. Ebenfalls von Vorteil für die eigene Geldbörse ist die Option, mehrere Lieferungen in ein Paket zusammenzufassen. Wer will kann hier sogar die Bestellungen mehrerer Borderlinx-KundInnen kombinieren, also etwa mit FreundInnen die Kosten teilen. Ebenfalls sehr angenehm ist die Möglichkeit, alle Pakete auf Beschädigungen oder Verlust versichern zu lassen, bei Lieferungen ab 250 US-Dollar passiert dies automatisch.

Potentielle Probleme

All dies funktioniert natürlich nur, wenn der betreffende Händler überhaupt die Lieferung an eine von der zur Zahlung verwendeten Kreditkarte unabhängige Adresse erlaubt. Dies ist allerdings längst nicht bei allen Anbietern der Fall. Bliebe noch der Ausweg entweder eine lokale Prepaid-Kreditkarte anzuschaffen, oder bei der eigenen Kreditkarte eine Zweitadresse vom zuständigen Bank-Institut hinzufügen zu lassen - falls möglich.

Concierge

Stellt all diese keine Option dar, bleibt noch der Griff zum "Concierge"-Service von Borderlinx. Hierbei wickelt Borderlinx den Kauf für die NutzerInnen ab, diese müssen lediglich ein Formular mit Link zum gewünschten Produkt ausfüllen. Dieses Service sollte man aber nur dann nutzen, wenn es wirklich keine andere Option gibt, verrechnet das Unternehmen dafür doch einen Aufpreis von 5 Prozent (Minimum: 10 US-Dollar). Innerhalb von 1-3 Tagen soll ein solche Fremdeinkauf abgewickelt sein, verspricht der Anbieter.

Nicht billiger

Ganz allgemein ein paar Worte zu den Kosten, um hier etwaige Missverständnisse auszuräumen. Services wie Borderlinx sind in den allermeisten Fällen kein Weg Geld zu sparen. Da hier typischerweise zweifache Lieferkosten (US-intern und international), Bearbeitungskosten sowie eventuell sogar doppelte Versteuerung anfallen, übersteigen die Gesamtkostens meist jene eines lokalen Einkaufs.

Beispiel

So ist etwa ein vom Autor in den USA bestelltes Nexus 7 (32 GByte) insgesamt auf rund 300 Euro gekommen - am österreichischen Markt soll es dann aber schon um 269 Euro zu haben sein. Insofern empfiehlt sich der Weg wirklich nur dann, wenn es um Geräte geht, die es (noch) nicht lokal zu erwerben gibt. Für alle, die schon vorher in etwa wissen wollen, wie hoch die mit der Lieferung verbundenen Kosten sein werden, bietet Borderlinx einen eigenen Kostenrechner an.

Ausweichen

Und noch ein Tipp zum Abschluss: So manches Gerät kann durchaus direkt aus den USA nach Europa geliefert werden. Insofern empfiehlt sich immer zuerst zu überprüfen, ob dieser kostengünstigere Weg möglich ist - wie es etwa beim Kauf über eBay oft der Fall ist.

Probleme

Beil all dem Gesagten darf nicht übersehen werden, dass solch ein Einkaufsweg natürlich auch gewisse Probleme mit sich bringt. So werden etwa sämtliche Garantie- und Rückforderungsansprüche erheblich komplizierter. Für elektronische Geräten gilt zudem, dass in den USA andere Steckertypen verwendet werden. Insofern muss hier oft noch ein Adapter angeschafft werden - falls nicht noch ein passendes Kabel von älteren Geräten zuhause herumliegt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.08.2013)