Graz - "Weil eine Verpartnerung keine Trauung ist." So schlicht begründet der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) gegenüber der "Kleinen Zeitung" am Mittwoch seinen Wunsch, den Trauungssaal fortan nicht mehr Trauungssaal zu nennen. Seit einiger Zeit fänden dort schließlich auch Verpartnerungen homosexueller Menschen statt.

Plattform sucht Vorschläge für Namen

Nach Bekanntwerden von Nagls Ansinnen hagelte es Kritik daran in Internetforen, es gab aber auch ernst gemeinte Vorschläge für eine Umbenennung des Saals. "Da ist kein Kommentar nötig, das spricht für sich", kommentierte am Donnerstag Sebastian Pay von der Sozialistischen Jugend. Er ortet hinter der Idee den "katholische Flügel" der Grazer ÖVP, der sich "noch im 14. Jahrhundert" befinde.

Pay ist Mitinitiator der "Plattform für die Öffnung des Trauungssaales". Die Plattform will nun Vorschläge für einen neuen Namen sammeln.

Nagl wies gegenüber der "Kleinen Zeitung" darauf hin, "dass für gläubige Menschen die Ehe etwas Besonderes ist: ein Sakrament zwischen Mann und Frau". Damit vermische der Bürgermeister aber die zivilrechtliche Ehe mit der kirchlichen Ehe, so die Kommentare diverser Blogger.

BZÖ-Grosz: Nagl soll Geschichte lernen

Der steirische BZÖ-Obmann Gerald Grosz kritisiert, dass Nagl mit dem Schuldenstand der Stadt andere Sorgen habe als die Umbenennung des Trauungssaals. "Das Wort 'Trauen' kommt vom spätmittelhochdeutschen 'truunge' und bedeutet 'Vertrauen'. Nagl sollte daher zuerst Geschichte lernen, dann nachdenken und schnell seine Pläne zur Umbenennung verwerfen", so Grosz. Er selbst war im Mai in Graz mit seinem Lebensgefährten eine Eingetragene Partnerschaft eingegangen. (APA/red, derStandard.at, 22.8.2013)