Wien hat nun die weltweit einzige Fußgängerzone, in der man als Fußgänger praktisch nicht gehen kann. Jenes Teilstück der Mariahilfer Straße, wo auch die Autobuslinie 13A fahren darf (und wo ein Großteil der Kaufhäuser liegt), lässt den Fußgängern praktisch keinen Platz. Die rot bemalte Busspur nimmt etwa zwei Drittel der von Autos (teil)befreiten Fahrbahn ein. Die Busspur darf man als Fußgänger nur queren, nicht der Länge nach begehen (von Gesetzes wegen und wenn einem sein Leben lieb ist).

Der klägliche Rest an theoretischem Fußgängerbereich (ca. zwei Meter breit) wird vom ziemlich dichten Fahrradverkehr stadtauswärts durchgehend okkupiert (Augenschein an einem Werktag um zwölf Uhr). Entspanntes "Flanieren", wie von den grünen Vätern und Müttern der "neuen Mariahilfer Straße" angepriesen, ist dort so gut wie unmöglich.

Der Bus kommt aber eh weg (sagt Vizebürgermeisterin Vassilakou). Net so schnell, sagen die Verkehrsbetriebe, das ist ein neues Verfahren, und außerdem, wo soll der hin? Die Satirewebsite dietagespresse.com meldet bereits: "Grüne versenden Bedienungsanleitung für die Mariahilfer Straße (180 Seiten) an alle Wiener Haushalte."

Okay, die Autos sind jetzt (weitgehend) weg. Aber als No-Go-Fußgängerzone war das Prestige-Projekt der Wiener Grünen nicht gedacht. Gut gemeinter Murks bleibt Murks. Ideologiegetriebener gut gemeinter Murks ist Mega-Murks. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 22.8.2013)