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PS4 oder Xbox One - zu welcher Konsole tendieren Sie?

Foto: EPA/MICHAEL NELSON

Die Videospielbranche steht vor einem Generationswechsel. Bis Sonntag können sich erwartete 300.000 Besucher der Gamescom ein Bild von Sonys und Microsofts im November erscheinenden Spielkonsolen PlayStation 4 (PS4) und Xbox One (XBO) machen. Beide Systeme bringen opulente Technik, eine engere Vernetzung mit Online-Diensten und mediale Konvergenz. Das soll neue Spielkonzepte ermöglichen und Anwender länger an die Mattscheibe binden. Mit der Bekanntgabe des Spiele-Line-ups und der Angebote zum Marktstart sind die Hersteller in einen regelrechten Wettlauf gestartet.

"wie Dortmund gegen Bayern"

Die PS4 wird am 29. November in Europa auf den Markt kommen, in den USA rund 14 Tage früher. Mit der Ankündigung gelang dem Unternehmen ein kleiner Überraschungscoup. Microsoft hatte zuvor zwar weitere Details zu seiner XBO angekündigt, aber keinen Termin für den Marktstart genannt. "Im November" hieß es lediglich. Die Unterschiede zwischen den Systemen liegen im Detail: Sony setzt auf stärkere Hardware zum niedrigeren Preis von 399 Euro, Microsoft auf die Integration der Bewegungssteuerung Kinect und TV-Funktionen für 499 Euro. 33 Spiele verspricht Sony zum Start, 23 Titel Microsoft.

Es ist der Auftakt eines neuen Wettkampfes, wer über die nächsten Jahre die Nummer eins sein wird und die Kunden am besten überzeugen kann. Die Aufmerksamkeit der Fans ist ihnen gewiss. Aber es soll sportlich zugehen: "Das ist wie Dortmund gegen Bayern, das will jeder sehen", sagt Oliver Kaltner von Microsoft gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Schlagabtausch

Ohne Sticheleien geht es jedoch nicht ganz. "Während andere ihre Ankündigungen und die Geschichte geändert haben, bleiben wir dabei, unsere Strategie zu verfolgen, das heißt fair zu sein und im Sinne der Nutzer zu handeln", sagte Andrew House, Präsident und Chef von Sony Computer Entertainment, am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz. Damit legte er den Finger genau in die Wunde von Microsoft, die sich das Unternehmen mit seinem Zickzackkurs selbst zugezogen hatte.

Denn Microsoft hatte einen denkbar unglücklichen Start mit der XBO vorgelegt. Pläne für eine Online-Pflicht, eine nicht abschaltbare Kamera für die Bewegungssteuerung Kinect sowie Restriktionen bei der Nutzung gebrauchter Spiele waren weder bei Fans noch bei Datenschützern gut angekommen. Nachdem der Empörungssturm nicht nachließ, machte Microsoft die Kehrtwende. Alles ist jetzt optional, der Nutzer kann entscheiden.

Buhlen um die Spielerschaft

Kostenlose Beigaben schaffen jedoch weitere Anreize und könnten für ein knappes Rennen zu Weihnachten sorgen. Wer die XBO vorbestellt, bekommt das Fußballspiel "FIFA 14" in einer limitierten Download-Version dazu - solange der Vorrat reicht. In einem Premium-Paket gibt es die XBO mit dem Spiel "Call of Duty: Ghosts" - zum Aufpreis. Damit hat sich Microsoft Marketing-Deals zu den zwei derzeit bestverkauften Titeln in Europa für den Start der Konsole gesichert.

Sony hingen verspricht einige Gratis-Games in Form von Free2Play-Spielen wie "Planetside 2" oder "War Thunder" und ist eine Kooperation mit Ubisoft zu exklusiven Inhalten für die Spiele "Watch Dogs" und "Assassin's Creed 4" eingegangen. Gleichzeitig rührt man die Werbetrommel für zahlreiche exklusive Download-Games.

Für Exklusiv-Deals mit großen Publishern ist die Blockbuster-Produktion mittlerweile zu kostspielig geworden, weshalb Konsolenhersteller zunehmend kleinere Entwickler und kreativere und günstigere Produktionen umgarnen und ihre Plattformen für den gebührenlosen Eigenvertrieb öffnen. Ein Großteil der mehr als 600 auf der Veranstaltung gezeigten Spiele wird nie auf DVD oder Blu-ray erscheinen.

Preis ist ausschlaggebend

Sony und die PS4 werden derzeit als großer Gewinner des Schlingerkurses des Konkurrenten gesehen. Hinzu kommt, dass die PS4 rund 100 Euro günstiger ist als die XBO. Microsoft-Mann Kaltner kontert, dass dies eine Milchmädchenrechnung sei, schließlich werde mit der Xbox One die Bewegungssteuerung Kinect ausgeliefert. Bei Sony kostet die Kamera extra und zwar 49 Euro, wodurch die PS4 auch mit Kamera noch günstiger als die XBO ist. Um richtig vergleichen zu können, bedarf es auch eines Blickes auf das Rahmenangebot. Beide Hersteller haben hier ihre eigenen Stärken und Schwächen. Die XBO ermöglicht die Integration von TV, behält jedoch zahlreiche Dienste wie Skype, den Internet Explorer oder die Aufzeichnung von Spielesessions zahlenden Xbox Live Gold-Mitgliedern vor. Sony verlockt seine Kunden hingegen mehr mit kostenlosen Games zu seinem PS Plus-Angebot und weiß eine stärkere Hardware auf seiner Seite.  

Vor allem aber der günstigere Preis könnte für Sony ein Vorteil sein, schätzt ein Branchenbeobachter. "Sonys Set ist günstiger als die Xbox One, also wird es einfacher sein, sie zu verkaufen", sagt Junya Ayada, Analyst bei Dalwa Securities in Tokio, der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Nichts in Stein gemeißelt

Die vergangenen Monate scheinen Sony jedenfalls Auftrieb verschafft zu haben. Eine Million Fans haben die PS4 bereits vorbestellt, verkündet der Hersteller. "Damit haben wir mehr Vorbestellungen als jemals bei einer PlayStation zuvor in einer Woche verkauft wurden", sagt Uwe Bassendowski, Chef von Sony Computer Entertainment in Deutschland gegenüber der dpa. "Und ich glaube kaum, dass das abbricht, sobald die PS4 im Handel ist." Microsoft veröffentlichte noch keine Vergleichszahlen für die XBO.

"Für uns ist es neu, als erster an den Start zu gehen", sagt Bassendowski. "Das ist ein gutes Gefühl." Der angekündigte Launch-Termin sei für Microsoft kaum mehr aufzuholen. Es brauche Zeit, den Handel vorzubereiten. "Dafür benötigt man schon so rund drei Monate, sonst wird es knapp." Allerdings will Michael Pachter, Analyst bei Wedbush Morgan Securities in Los Angeles, bereits entsprechende Pläne kennen. Es sei wahrscheinlich, dass die Xbox One in allen von Microsoft anvisierten Märkten am 22. November in den Handel kommt, sagte Pachter der Agentur Bloomberg. "Das heißt, die Playstation 4 wird nur in den USA, dem größten Markt, für eine Woche seinem Rivalen zuvorkommen, überall sonst zurückliegen."

Wachstum erwartet

Analysten von Newzoo rechnen durch den frischen Konsolenwind nach Umsatzeinbrüchen 2012 heuer wieder mit einem Wachstum des Spielemarkts von rund 6 Prozent auf 70,4 Milliarden US-Dollar. Angekurbelt wird das Geschäft jedoch vorwiegend nicht durch Blockbuster-Produktionen, sondern durch günstigere Download-Games, die bisher vor allem auf PC, Smartphones und Tablets zuhause sind. Sony und Microsoft haben die Chance, dies mit Weihnachten zu ändern. (zw/APA, derStandard.at, 21.8.2013)