1,3 Milliarden US-Dollar sind eine Menge Geld. Auch für die USA. So viel erhält die ägyptische Armee jährlich aus Übersee, um die militärische Infrastruktur aufrechtzuerhalten und auszubauen. Die US-Regierung berät derzeit darüber, ob die Hilfsgelder als Sanktionsmaßnahme gegen die harte Handhabe des ägyptischen Militärs eingestellt werden sollen.

Gutes Geschäft für US-Waffenindustrie

Im Falle einer Einfrierung der Zahlungen würde wohl nicht nur Ägypten darunter leiden, sondern auch die USA selbst. Das Geld wird nämlich in erster Linie dafür verwendet, Geschäfte mit der heimischen US-Militärindustrie zu machen, die ihre Produkte den Ägyptern überlässt. Streicht man also die Gelder, würden damit automatisch Geschäftseinbußen dieser Firmen einhergehen. 

Ross Douthat, Kolumnist der "New York Times", drückt die Beziehung der beiden Staaten so aus: "Wir haben ihnen genug Waffen geliefert, damit sie alle Schießereien selbst in die Hand nehmen können." Das Dilemma: Auch wenn die USA so nicht direkt im Land agierten, würden sie deshalb als Strippenzieher der ägyptischen Politik wahrgenommen.

Einer von 35 ägyptischen Apache-Helikoptern kreist über dem Tahrir Platz in Kairo. Hergestellt werden die Hubschrauber von Boeing.

Derzeit kann Ägypten Waffen und militärische Ausrüstung schon Jahre im Vorhinein bestellen. So stehen zum Beispiel zehn neue Apache-Hubschrauber auf der Einkaufsliste, die das Kontingent auf insgesamt 45 aufstocken soll. Die Lieferung von vier F-16 wurde nach dem Putsch gegen Morsi verschoben, aber nach wie vor nicht aufgehoben. Einige dieser Geschäftsvereinbarungen mit den USA erstrecken sich bis zum Jahr 2018. Eine vorzeitige Beendingung der Verträge könnte deshalb für die US-Regierung sehr teuer werden. Sollten Geschäftsverträge, die zum Beispiel die Instandhaltung und Wartung von militärischen Geräten über längere Zeit sichern, tatsächlich nicht mehr eingehalten und gekündigt werden, könnten Strafzahlungen von bis zu zwei Milliarden Dollar anfallen, berichtet die New York Times.

15 Prozent der Gelder für Instandhaltung

In der Vergangenheit wurden allein 15 Prozent der 1,3 Milliarden Dollar für die Instandhaltung der militärischen Geräte in Ägypten verwendet, erhob der US-Rechnungshof. Bei einem Einfrieren der Zahlungen könnte das in ferner Zukunft auch den Stillstand von Flugzeugen und Panzern zur Folge haben. Solange es aber keine Bedrohung von außen gibt, wird die ägyptische Armee mit der derzeitigen Infrastruktur Monate oder sogar noch Jahre zurande kommen, meinen Militärexperten.

Die Amerikaner haben der ägyptischen Armee in den vergangenen Jahren trotzdem mehrmals nahegelegt, mehr Geld in die Bekämpfung von Terrorismus sowie die Überwachung und Ausbildung ihres Personals zu investieren anstatt in Neuanschaffungen. Derzeit ist beispielsweise die Absturzrate von F-16-Kampfflugzeugen in Ägypten eine der höchsten der Welt. Die Trainingsstunden der Piloten betragen nur ein Viertel dessen, was in den USA Standard ist.

Belohnung für Frieden mit Israel

Die US-Militärhilfe für Ägypten existiert seit 1979 und soll eine Belohnung dafür sein, dass der Friedensvertrag mit dem Nachbarn Israel eingehalten wird. Zuvor wurde Ägypten von der damaligen Sowjetunion militärisch unterstützt, bis die Niederlage im Sechstagekrieg mit Israel im Jahr 1967 die Fronten änderte. Seither dürfen die USA mit Kriegsflugzeugen das Land und mit Kriegsschiffen den Suez-Kanal queren. Ein Privileg, das dem US-Militär bei den Einsätzen in Afghanistan und im Irak viel Zeit und Geld ersparte, das aber bei einem Einfrieren der Hilfsgelder ebenfalls nicht mehr gesichert wäre. (tee, derStandard.at, 22.8.2013)