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Viele Kinder werden in Notsituationen von ihren Eltern getrennt. Bis sie ihre Familie wiederfinden, kann es mitunter mehrere Wochen dauern. Dank einer App kann der Prozess beschleunigt werden.

Foto: Reuters

Pascal war in der Schule, als die Rebellen in sein Dorf im Kongo kamen. Allein rannte er um sein Leben. Der Fünfzehnjährige ist einer der vielen Kinder, die seit 2011 ohne Eltern in das Flüchtlingscamp Rwamwanja in Uganda gekommen sind.

Knapp 50.000 Menschen sind in dem 41 Quadratkilometer umfassenden Camp untergebracht. Aufgrund der Größe des Lagers ist es für die dortigen Helfer eine schwierige Aufgabe, Kinder wie Pascal mit ihren Familien oder Bekannten aus ihrem Dorf zusammenzubringen. Dank einer vom Kinderhilfswerk Unicef eingesetzten Smartphone-App konnte dieser Prozess wesentlich vereinfacht und beschleunigt werden.

Smartphone statt Papier

Entwickelt wurde die Anwendung von Jorge Just, einem Studenten der New Yorker University's Tisch School for the Arts im Rahmen eines "Design for Unicef"-Kurses. Während mehrmaliger Besuche in Uganda war ihm aufgefallen, dass herkömmliche Systeme für vermisste Kinder aus mühseliger Kleinarbeit, unübersichtlichen Fotowänden und Unmengen an Papierformularen, die in Datenbanken eingegeben werden müssen, bestand.

"Manchmal kann es sein, dass sich Eltern und Kind im selben Flüchtlingslager befinden, doch jeweils am anderen Ende. Sie könnten aber auch in verschiedenen Ländern sein. Selbst kleine Distanzen fühlen sich in solchen Fällen unüberbrückbar an", sagt Just im Gespräch mit der New York Times. Das Schicksal der Kinder ließ ihm keine Ruhe. Nach drei Jahren Entwicklungszeit hatte er die RapidFTR-App (Rapid Family Tracing and Reunification) fertig.

Beschleunigte Suche

Die jungen begleitungslosen Flüchtlinge werden bei ihrer Ankunft im jeweiligen Camp mit einem Smartphone fotografiert, alle verfügbaren Informationen zu ihrer Person ins Telefon eingetippt und an möglichst viele Helfer verschickt. In vielen Fällen hat laut Unicef so die Zeit zur Familienzusammenführung von sechs Wochen auf einige Stunden verkürzt werden können.

Über 70 Erfolge

Vom technischen Standpunkt her ist die Open-Source-Anwendung, die auch in Katastrophenfällen hilfreich sein kann, bewusst nicht sonderlich knifflig. "Viele der Helfer, die sie einsetzen, sind nun einmal nicht so technisch geschult wie Programmentwickler", sagt Just. "Und sie nutzen sie in einer Notlage." Mehr als 70 Kinder im Rwamwanja Refugee Camp und im Nyakabade Transit Center konnten bereits mittels RapidFTR ihre Eltern wiederfinden.

Just ist mittlerweile selbst Mitarbeiter der Unicef und Lehrender für das Projekt "Design for Unicef". Dabei versucht er seinen Studenten auch zu vermitteln, was er selbst aus der App-Entwicklung gelernt hat: "Man muss nicht die Welt verändern, um die Welt zu ändern." (kat, Der Standard, 21.08.2013)

Video: RapidFTR