Wien - Die Volksoper zu füllen ist nicht so einfach. Sie fasst mehr Besucher als die Komische Oper in Berlin (KO) und hat definitiv eine schlechtere Lage. Der Rechnungshof des Bundes wie jener der Stadt Berlin verglichen dennoch die beiden Opernhäuser - und die Volksoper (Vop) schnitt bei fast allen Kennzahlen bedeutend besser ab. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich über drei Saisonen (Vop) bzw. drei Jahre (KO).
In der Saison 2007/08 bzw. im Jahr 2008 boten beide Häuser etwa gleich viele Vorstellungen an. In der Vop standen 339.759 Plätze zur Verfügung, die Auslastung betrug 85 Prozent. Die Komische Oper hatte bloß 277.314 Plätze anzubieten - und war trotzdem nur zu 65,4 Prozent ausgelastet. Die Vop hätte 12,16 Millionen Euro aus dem Kartenverkauf erlösen können - und kam auf Einnahmen in der Höhe von 7,94 Millionen. Die sogenannte Masettenauslastung betrug daher 65,3 Prozent, ein respektabler Wert. Denn die KO kam nur auf 39,7 Prozent (sie erlöste 3,82 Millionen Euro von möglichen 9,62 Millionen).
Die Vop erhielt zwar eine höhere Subvention (33,2 Millionen im Vergleich zu deren 28,75), doch der Zuschuss pro verkaufte Karte ist mit 122 zu 188 Euro weit geringer. Die Kennzahlen der Vop verschlechterten sich etwas in der Saison 2009/10 (die Auslastung fiel auf 80,4 Prozent), jene der KO aber verbesserten sich nicht sehr. Der Zuschuss pro verkaufte Karte stieg in Wien auf 139 Euro, in Berlin auf happige 212 Euro.
Die Orchesterstärke ist mit 100 (Vop) bzw. 104 Mitgliedern etwa gleich groß. Die Aufwendungen pro Mitglied betrugen 2010 in Berlin aber nur 65.300 Euro, in Wien hingegen aufgrund des neuen Kollektivvertrags 74.296 Euro. Christoph Ladstätter, der kaufmännische Direktor der Volksoper, verteidigt im Gespräch mit dem Standard die weit bessere Bezahlung: Das Orchester sei mehr Verpflichtungen eingegangen - und spiele nun auch weit besser, wie in zahlreichen Kritiken nachzulesen sei.
Ins Auge stechen auch die Ausgaben für den Chor. Er besteht in Berlin aus etwa 59 Personen, in Wien aus etwa 64. In der KO kostet jedes Chormitglied 50.202 Euro im Jahr, in der Vop hingegen 66.224 Euro, also um ein Drittel mehr. Ladstätter verteidigt natürlich auch diese Ausgaben. Doch der Rechnungshof lässt die Argumente nicht gelten: Er weist darauf hin, dass die Bundestheater-Holding bereits im Jahr 2000 die relativ hohen Aufwendungen festgehalten habe, und empfahl, eine Kostenreduktion anzustreben.
Auch wenn sich manches erklären lässt: Zumindest in der Tabelle sieht es bedenklich aus, dass ein Ensemblemitglied weniger verdient als ein Mitglied des Chores. Denn pro Sänger werden nur 64.564 Euro aufgewendet. In Berlin hingegen verdienen die Ensemblemitglieder um gut 23 Prozent mehr als die Choristen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 21.8.2013)