Johannesburg/Wien - Man könnte die Mischung als explosiven Cocktail bezeichnen: Die hohe Abhängigkeit vom Rohstoffsektor und der generelle Kapitalabzug von Investoren aus Schwellenländern setzten Südafrika zu. Die Landeswährung Rand hat binnen Jahresfrist gut 30 Prozent zum Euro verloren. Zudem gilt das Handelsbilanzdefizit als Achillesferse des Landes. Die Folge: Die Kosten für Kreditausfallsversicherungen (CDS; Credit Default Swaps) steigen rapide.

"Ausländische Investoren haben jahrelang Anleihen der Schwellenländer gekauft und damit Leistungsbilanzdefizite und Wachstum finanziert", erklärt der für Emerging Markets zuständige Chefvolkswirt der Bank of America, David Hauner, im Gespräch mit dem Standard. Das sich abzeichnende Ende der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank Fed habe "dramatischen Druck auf diese Anleihenmärkte ausgeübt und tut es auch diese Woche wieder, was sich in den CDS-Spreads niederschlägt". Laut Bloomberg ist Südafrikas Risikoprämie in einem Jahr um 109 Basispunkte auf 244 gestiegen.

Hauner verweist freilich darauf, dass sich Südafrika in guter Gesellschaft befindet: In Brasilien, Malaysia, Argentinien oder in der Türkei sei die Entwicklung noch negativer verlaufen.

Loch in der Handelsbilanz

Das Zwillingsdefizit des Landes schnellt derweil in die Höhe: Das Loch in der Handelsbilanz dürfte heuer bei knapp sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts, jenes im Staatshaushalt bei gut fünf Prozent zu liegen kommen. Die Abhängigkeit von Rohstoffen ist dabei enorm: Laut einer Analyse der Bank of America würde ein Fall der Preise um 30 Prozent das Minus in der Handelsbilanz um drei Prozentpunkte vergrößern.

Zusätzlich in Bedrängnis kommt das Land wegen der zahlreichen Lohnkonflikte, die vor einem Jahr international Schlagzeilen machten, als 34 Personen des Minenkonzerns Lonmin starben, nachdem die Polizei das Feuer eröffnet hatte. Derzeit gibt es Arbeitsniederlegungen in Platin- und Goldminen, zudem wurden weite Teile der südafrikanischen Kfz-Produktion (u. a. GM, BMW, Toyota) lahmgelegt. Die Gewerkschaft verlangt Lohnsteigerungen von 14 Prozent.

Vor allem die währungsbedingt gestiegenen Importpreise haben die Inflation im Juli auf über sechs Prozent getrieben. (as, DER STANDARD, 21.8.2013)