Lassen Sie sich nur nicht abschrecken. Und da meine ich diesmal gar nicht meine Bilder. Sondern den Prospekt "Kärntner Spargelwirt", zu dem sich keine Agentur, kein Impressum so richtig bekennen mag. Das kann ich verstehen.

Gut, dass wir schon Zimmer und Dinner gebucht hatten in Gnesau, als mir das Heft in die Hände fiel. Gut, dass ich nach ein paar hundert Kilometern auf zwei Rädern nicht mehr weiter fahren wollte und der glu und die Reißerische auch nicht, die ich hierhin verzaht hatte - wie auch meine Wunderbare. Und gut, dass sich das Wirtshaus und die Wirtsleute so viel angenehmer ausmachten als in dem wirklich albernen Prospekt. Und nein: Ich zeig Ihnen den Prospekt sicher nicht. Ich will den Kärntner Wirten ja nicht schaden, diesen schon gar nicht.

Zugegeben, schon der Villacher Fasching zeigt mir von jeher die Grenzen meines Humors auf, die offenbar etwas anders verlaufen als jene Kärntens. Aber der Prospekt mit recht eigen verkleideten, wirklich schlecht fotografierten (und das sage ich!) und ähnlich schlecht bildbearbeiteten Kärntner Wirtinnen und Wirten ist vieles, nur keine Werbung. Für mich halt. Dann lieber Kärntner Wein als Kärntner Späße - und als das Sommerabendprogramm von Radio Kärnten in der guten Stube.

Gut, dass man hier in Gnesau dem Humor, auch dem zugereisten, zwar aufgeschlossen gegenübersteht, in der Küche aber dann doch lieber Ernst macht. Der wiederum auf sehr verständliche, sehr zugängliche Art Spaß macht für eigentlich sehr, sehr wenig Geld. Jetzt hoff' ich nur, dass meine Bilder das einigermaßen rüberbringen.

Nicht rasend originell, aber gut: Caprese! grüßt die Küche des Landgasthof Seebacher in Gnesau (und zwar nicht bei Gurk, da hab ich mich erst vergurkt, danke für den Hinweis!). Die anderen drei nehmen natürlich das geradezu selbstlos fair bepreiste "Genießermenü" in fünf Gängen für 39 Euro, ich mach's ein bisserl komplizierter.

 

Foto: Harald Fidler

Aber durchaus auch selbstlos komplizierter: Die Wunderbare isst nämlich kein Reh (wer ist schon frei von Fehlern?). Und von dem stammt das schon sehr schöne Carpaccio zum Einstieg ins Genießermenü. Ich übernehme gerne und bestelle auf ihr Geheiß ...

Foto: Harald Fidler

... gebackene Pilze. Ja, sie liebt es Gebacken. Hat ja deshalb wohl auch mich.

Foto: Harald Fidler

Gut Holz: Für diesen Humorversuch muss ich kurz in die Ecke einschauen - das ist die Perspektive auf die Stubenvertäfelung.

Foto: Harald Fidler

Das Menü geht weiter mit einer Geflügelragousuppe mit Curry, hätt ich jetzt in Gnesau nicht unbedingt curryfiziert gebraucht, aber in Summe: gut!

Foto: Harald Fidler

Sehr, sehr, sehr gut und schön dazu: Meine Kasnudl, etwas kleinere Portion, mit Vollmilchtopfen und brauner Butter. Aber hallo!

Foto: Harald Fidler

Limetten-Sorbet mit angemessen-erfrischender Säure, hilft jedenfalls bei neuen Aufgaben...

Foto: Harald Fidler

...wie meinem wirklich höchst erfreulichen, saftig-rosigen Hirsch.

Foto: Harald Fidler

Aber fast noch besser als mein Wild: Das Kalbshüftsteak mit Steinpilz-Tagliatelle. Gut, dass die Wunderbare trotz Sorbets nicht mehr so richtig konnte - ich durfte einspringen. Eine zarte Pracht.

Foto: Harald Fidler

Eis vom Huber Bauern musste ich dann noch kosten - hoch von der Alm die Milch, irgendwo in der Gegend der Turracher Höhe, hab ich mir gemerkt. Die Milch meinetwegen, aber die Aromen schienen mir doch etwas weltläufig - ich hätt mir da etwas bodenständigere, vielleicht auch natürlichere Geschmacksrichtungen erwartet. Irgendwo muss ich ja immer meckern.

Foto: Harald Fidler

Die Wunderbare indes konnte kaum erwarten, dass ich ihre Dessert-Variation endlich abfotografiere - wie an der forschen Handhaltung im Hintergrund zu erkennen. Sie wirkte sehr zufrieden mit Holunderparfait, Topfennockerl & Co - nur ich fand das Vanille-Aroma ein bisschen künstlich. Aber was kenn ich mich schon mit Desserts aus? (Harald Fidler, derStandard.at, 27.8.2013)

Foto: Harald Fidler