Wien - Insulinpumpen, die infolge der Meldungen eines Blutzuckersensors immer die richtige Dosis an Insulin abgeben, können das Leben von Zuckerkranken - speziell von Typ-1-Diabetikern, die auf die Injektionen des Stoffwechselhormons angewiesen sind - erleichtern. Bisher ist es dabei speziell in der Nacht mitunter zu lebensgefährlichen Hypoglykämien gekommen.  Laut einer neuen Studie, die im "New England Journal of Medicine" erschienen ist, könnten Geräte mit automatischer Abschaltfunktion eine deutliche Risikoverminderung bringen.

In der sogenannte ASPIRE-Studie mit 247 Typ 1-Diabetikern und nächtlichen Hypoglykämien wurden zwei Gruppen gebildet: Eine Gruppe erhielt sensorunterstützte Insulinpumpen mit integrierter kontinuierlicher Glukosemessung und automatischer Insulin-Abschaltung, wenn die gemessenen Zuckerwerte unter einen zuvor eingestellten Grenzwert fielen. Die Kontrollgruppe wurde mit Insulinpumpen ohne diese Abschaltungsfunktion behandelt. Analysiert wurde, wie oft es zu Hypoglykämien kam.

Erhöhte Sicherheit

In der Gruppe mit automatischer Insulin-Abschaltung traten nächtliche Hypoglykämien um 31,8 Prozent seltener auf als in der Kontrollgruppe. Der mittlere Wert von Ausmaß und Dauer der nächtlichen Hypoglykämien fiel in der Gruppe mit Pumpen samt Abschaltungsfunktion um 37,5 Prozent niedriger aus. Dabei kam es zu keiner Verschlechterung der Blutzuckereinstellung.

"Diese Ergebnisse sind bedeutsam, weil sie eine starke Evidenz dafür liefern, dass die Therapie mit sensorunterstützter Insulinpumpe mit automatischer Insulinabschaltung die Anzahl von Hypoglykämien zu Hause verringern kann. Diese erhöhte Sicherheit erlaubt eine bessere Blutzuckereinstellung und damit eine Verringerung des Risikos von Langzeitkomplikationen", sagt der Wiener Diabetologe Rudolf Prager.

Hypoglykämien können für Diabetiker katastrophale Folgen haben. Treten sie im Schlaf auf, besteht ein hohes Risiko dass der Patient davon nichts bemerkt. Die Symptome der Unterzuckerung sind Unruhe, Heißhungerattacken, reduzierte Hirnleistung und Aggressivität bis hin zu Krampfanfällen oder diabetischem Koma. Im schlimmsten Fall sind Hirnschäden oder Tod die Folge.

Das neue Insulinpumpen-System unterbricht die Insulinabgabe für bis zu zwei Stunden, wenn die vom Sensor gemessenen Glukosewerte des Patienten einen zuvor eingestellten Grenzwert unterschreiten. Sobald dieser Grenzwert erreicht ist, gibt die Insulinpumpe einen Alarm ab und setzt die gesamte Insulinabgabe für zwei Stunden aus. Die Insulinabgabe kann vom Patienten selbst jederzeit wieder aktiviert werden. (APA/red, derStandard.at, 19.8.2013)