Rom - Der italienische Premier Enrico Letta, der am Mittwoch zu einem Treffen mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) nach Wien reist, ruft die EU zu Abwendung von einer reinen Sparpolitik auf. "Wir müssen uns für ein Europa einsetzen, das den Bürgern näher steht. Schluss mit einem Europa der reinen Sparpolitik! Wir müssen uns für ein Europa der Völker einsetzen", sagte der 46-jährige Sozialdemokrat im Interview mit der katholischen Tageszeitung "ilsussidiario.net".

Junge arbeitslos oder in Teilzeit

Zu tun gibt es genug. Die Arbeitslosigkeit beträgt 12,1 Prozent. Mehr als jeder dritte Junge ist auf Jobsuche. Laut dem Forschungsinstitut des italienischen Handwerkerverbands CNA wird die Zahl der Arbeitslosen bis Ende 2013 um 400.000 Personen auf ein Rekordhoch von 3,5 Millionen wachsen. Besonders belastet sind die Industrie und die Baubranche.

Immer mehr Arbeitnehmer begnügen sich mit einer Teilzeitarbeit, um ihren Job nicht ganz zu verlieren. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Arbeitnehmer, die lediglich 16 Stunden pro Woche arbeiten, auf 605.000 gestiegen, das sind zwei Drittel mehr als 2007. Neunzig Prozent der Arbeitnehmer akzeptieren die Reduzierung der Arbeitsstunden, um den Job nicht ganz zu verlieren .

"Sind ein erwachsenes Land"

Italien sei in der Lage, einen Ausweg aus der schweren Krise zu finden, sagte Letta. "Wir müssen Europa und der Welt beweisen, dass man uns nicht mehr zu sagen braucht, dass wir Hausaufgaben tun müssen, weil wir sie selber tun, denn wir sind ein erwachsenes Land", kommentierte der seit fast drei Monaten amtierende Letta.

Der Premier verteidigte die Arbeit seines Kabinetts in den ersten 100 Tagen Amtszeit und kündigte weitere Maßnahmen zur Wirtschaftsankurbelung an. Im September werde die Regierung ein Maßnahmenpaket verabschieden, um ausländische Investitionen anzuziehen. (APA, 18.8.2013)