Doris P., Mutter von Sofia, und ihre Anwältin Astrid Wagner zeigten sich am Freitag bei einer Pressekonferenz zuversichtlich, dass die Entscheidung zu ihren Gunsten ausfallen wird.

Foto: Standard/Fischer

Wien - Auf Wochen des Verstecktseins folgte ein Auftritt unter höchster Medienaufmerksamkeit: Doris P., die Mutter der sechsjährigen Sofia, die mit dem Vater des Mädchens in Italien seit Jahren um die Obsorge streitet, hat am Freitag mit Anwältin Astrid Wagner über die Wende in ihrem Fall informiert. Es ist eine vorläufige Wende, die der Mutter und ihrer Tochter aber zumindest Zeit zum Verschnaufen geben - und sie neue Hoffnung schöpfen lassen. "Ich muss daran glauben, dass es gut ausgehen wird", sagte Doris P. am Freitag.

Ihre Rechtsvertreterin in Italien hat beim Jugendgericht Venedig einen Antrag auf Neuregelung der Obsorge zugunsten der Mutter und auf Aussetzung des Urteils, dass dem Vater das Sorgerecht zuspricht, gestellt. Über diesen Antrag muss nun in Italien entschieden werden. Er allein hat aber bewirkt, dass die Vollstreckung der Rückführung des Mädchens vorläufig ausgesetzt wird. Das hat wiederum das Bezirksgericht Wiener Neustadt entschieden.

Dem Vater ist in Italien vor vier Jahren das Sorgerecht zugesprochen worden. Anwältin Wagner sagt, dass - vor allem nach so langer Zeit - eine Umsetzung dieses Spruchs "sicher nicht im Sinne des Kindeswohls" sei.

Mit Stronachs Privatjet

Am 24. Juli wollten Gerichtsvollzieher und Richter Sofia abholen und ihrem Vater übergeben. Da waren Mutter und Tochter schon untergetaucht. Zuletzt hatten sie sich in Spanien aufgehalten. Die Rückreise von dort ist am Donnerstag mithilfe prominenter Unterstützung erfolgt: Frank Stronach habe dafür seinen Privatjet zur Verfügung gestellt, erzählte Doris P. Die Anwaltskosten für mehrere Gerichtsverfahren in Österreich und in Italien beziffert sie mit rund 100.000 Euro. "Wir hätten nicht einmal Geld für den Rückflug gehabt", sagt P.

Anwältin Wagner schätzt, dass es nun bis Herbst dauern wird, bis in Italien überhaupt begonnen wird, den Antrag zu bearbeiten. Insgesamt könne sich das Verfahren noch Jahre hinziehen.

Sie schätzt aber die Chancen als "sehr gut" ein, dass das Gericht in Venedig nun zugunsten Doris P.s entscheidet. Zumal ein kinderpsychologisches Gutachten bescheinige, dass das Mädchen ein schweres Trauma zu erleiden drohe, wenn es aus ihrer Familie - die Mutter hat inzwischen einen neuen Partner und ein weiteres Kind - herausgerissen würde. Das Mädchen soll seinen Vater seit vier Jahren nicht gesehen haben. P. und Wagner wollen nun aber auch Kontakt zum Kindsvater aufnehmen.

Sofias Mutter möchte zudem einen Verein gründen, um Frauen und Männern in ähnlichen Situationen zu helfen. Experten forderten im Zusammenhang mit dem "Fall Sofia" die Schaffung einer europaweit zuständigen, unabhängigen Stelle für solche Fälle. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 17.8.2013)