Das örtliche Feuerwehrfest hilft natürlich, und die regionalen Produkte der Gegend auch. Denn so ein Integrationsprozess zwischen Städtern, die dem Land zunehmend zugetan sind und ihm etwas abgewinnen können und der Landbevölkerung, die schon immer am Land gelebt haben und schon immer gegen die Stadt waren, ist wichtig und gut. Der "Dak" (wie die Weinviertler gerne zum DAC sagen), schmeckt hervorragend und noch lange vor Mitternacht haben wirklich alle ihr Herz auf der Zunge: "Grüß' Gott ... also ihr ...  jetzt da ... bei uns ... wie schön ... ja woher ... ach so ... na seit wann ... aha ... na geh ... nicht schlecht ... zum Wohl ... auf euch ... Prost!"

Journalistin als Brotberuf ist, was ich länger schon befürchtet habe, für ein vorteilhaftes Image kein wirklicher Bringer am Land und definitiv noch schlechter angesehen als zum Beispiel der Künstlerberuf. "Und geschieden noch dazu und das mitten im katholischen Kernland", denke ich weinschwer und heimlich und Schlimmes befürchtend, da kann ich gleich den Wein mit Almdudler mischen. Aber bevor mein Bekenntniszwang zum Zug kommt, hat mich das Land einmal öfter überrascht, so wie neulich schon mit den veganen Topfengolatschen in der örtlichen Bäckerei.

Das Feuerwehr-Gegenüber sprudelt nämlich fröhlich weiter: "Vom dem einen die Frau, fünfzehn Jahre älter als er ... ja, die war vorher verheiratet, hat drei Kinder mitgebracht ...  ja und auch unsere eigene Tochter geschieden, die zieht jetzt wieder zurück zu uns ins Haus ... auch der Bauer von drüben, nein, geschieden ist er nicht, aber getrennt lebend ... ja richtig, auch der Baron, der heiratet jetzt, aber in der Kirche, da gibt es nur einen kirchlichen Segen, weil auch er, genau  ... und auch seine neue Frau, auch die war schon einmal verheiratet, Kinder haben beide aus erster Ehe ... "

Na bitte, wer sagt's denn: Das Land, in meiner klischeehaften Vorstellung, immer Kernland der Kernfamilie - und dann das! Kein Wunder also, dass es jetzt in Österreich die erste Stiefkindadoption eines gleichgeschlechtlichen Paares, nein, nicht in Wien, sondern im Bezirk Hollabrunn gegeben hat. Gute Sache. Das mit dem Land wird immer besser. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 18.8.2013)