Ein Match der Meister: der portugiesische Zeitgenosse (Pedro Barateiro, "Plinth", 2013) versus ...

Foto: Galeria Filomena Soares

... den griechischen Altmeister El Greco ("Der Hl. Dominikus im Gebet", nach 1600) - oder 10.000 Euro versus 10,78 Millionen.

Foto: Sotheby’s

Die Galeristin und Sammlerin Filomena Soares.

Foto: Galeria Filomena Soares

Dass in Krisenzeiten Rekorde purzeln, ist Spanien abseits seiner Ballesterer nicht gewohnt. Doch just am Kunstmarkt konnten spanische Meister zuletzt überraschen, und auch spanische Sammler scheinen überaus aktiv.

Auf stolze 10,78 Millionen Euro belief sich etwa das Gebot eines anonymen Käufers europäischer Provenienz, wie es in branchentypischer Diskretion heißt, für El Grecos Gemälde Der Heilige Dominikus im Gebet (aus der Sammlung Gustav Rau), das jüngst bei Sotheby's im Zuge der Altmeisterauktion in London (3. 7.) die Erwartungen bei weitem übertraf.

Vermutlich wanderte das Werk nach Spanien ab, in eine Privatsammlung jedenfalls. Denn die Einkaufsetats der Stiftungen in Bankenhand und besonders jene staatlicher Museen sind empfindlich gekappt worden. Anlässlich des 400. Todestages des "Griechen" wartet 2014 in Spanien ein dichtes Ausstellungsprogramm.

Mag sein, dass man Dominikus dort wieder begegnet. Derweilen berichtete Kunsthändler Jonathan Green (Richard Green, London) im Anschluss an die jüngsten Master Paintings Week (28. 6. bis 5. 7.) vom außergewöhnlich starken Interesse seitens der Sammler aus Spanien.

Neue Messe zum Herbstauftakt

Und die Zeit scheint sogar reif, eine neue Messe in Iberien aus der Taufe zu heben. Darum öffnet die wenig bescheiden mit "the art fair of art fairs" untertitelte Summa Madrid von 19. bis 22. September im schmuck herausgeputzten Matadero – einem ehemaligen Schlachthaus, wo sonst auch die junge Messe JustMad (parallel zur Arco Madrid im Februar) gastiert – ihre Pforten.

Mehr als 50 Galerien aus Iberien (u. a. Oliva Arauna und Espacio Mínimo, Madrid; Carlos Carvalho, Lissabon), Frankreich (Baudoin Lebon und Mor Charpentier, Paris) und Lateinamerika (wie 10x7, Buenos Aires; AFA, Santiago de Chile), aber auch China, den Philippinen und den USA werden im Zusammenspiel mit der integrierten Madrid Foto versuchen, Zeitgenössisches zu veräußern. "Im September gibt es noch keinen wichtigen Termin in Europa", glaubt Messegründer und Exverleger Enrique Polanco für das "intime" Neuformat "just zum Auftakt" der Herbstsaison eine Nische gefunden zu haben.

"In großen Krisen ist der Moment für große Geschäfte", erklärt Filomena Soares, Galeristin und Sammlerin aus Lissabon. Sie ist im Komitee für die Auswahl der Teilnehmer verantwortlich und überzeugt, "dass eine kleine, gut organisierte Messe reüssieren kann". Günstige Ausstellungsflächen zu 140 Euro pro Quadratmeter erlaubten es auch kleinen Galerien, mit einem qualitätsvollen Programm teilzunehmen.

"Der portugiesische wie auch der spanische Markt ist besonders ruhig", räumt Soares ein, und daran würde sich in Zukunft wenig ändern. Es gebe weit weniger Käufer in Portugal, und auch spanische Sammler, die stets junge, zeitgenössische Kunst aus Iberien gekauft haben, würden sich seit etwa fünf Jahren mehr auf Internationales stürzen – zulasten der lokalen Jungtalente. Als Galeristin sei es deshalb wichtig, "mit internationalen Künstlern zu arbeiten", betont Soares. Und "Kunst ist immer eine sichere Investition, auch wenn es ein Risiko geben kann". Als sie ihre Sammlung um 1978 begann, war die Situation ähnlich und rückblickend ein perfekter Augenblick. Fast alle ihrer Werke ("95 Prozent") hätten ihren Wert seither vervielfacht. (Jan Marot, Album, DER STANDARD, 17./18.8.2013)