Wer wird in Zeiten ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher (moralischer) Krisen an die mächtigsten Schalthebel gerufen? Philosophen? Nachhaltigkeitsökonomen?

Es sind die Finanzer. Studien belegen einen raschen Schritt dieser Profession an die Spitze. Nicht nur bei Siemens musste der CEO angeblich wegen zu geringer Profite seinen Job an Finanzer Joe Kaeser abtreten. Ein Blick auf den deutschen Leitindex Dax (durch die Berater von PriceWater­houseCoopers) zeigt aktuell: 2008 waren 13 Prozent der Dax-Vorstände Finanzer, heute ist das jeder Vierte.

Die Exegese, dass dies in anhaltend unsicheren Zeiten voller Krisen aus zwei Gründen passiert, soll nicht Urteil aber Zustandsbeschreibung sein: Erstens antworten die Aufsichtsräte auf die Umweltbedingungen offenbar mit noch rigiderer, strengerer, formalerer und methodischerer Unternehmensführung. Dass Spielräume vergrößert werden, ist nicht zu sehen. Zweitens haben gerade Finanzer in den vergangenen Jahrzehnten gut bewiesen, dass sie der Firma via Finanzmarkt Geld bringen können – und „kostenbewusst“ sind. Die Zukunftsdevise scheint zu lauten: im Zweifel für Finanzer. (Karin Bauer, Der Standard, 17.8.2013)