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Indien und Indonesien gehören zu den Hauptleidtragenden der aktuellen Kapitalflucht aus Schwellenländern.

Foto: Reuters/Prakash

Neu-Delhi - Der anhaltende Absturz der Rupie schürt in Indien Krisenängste. Ein neues Rekordtief der Landeswährung zum Dollar drückte den indischen Aktienmarkt am Montag um mehr als zwei Prozent. Weltbank-Chefvolkswirt Kaushik Basu warnte vor Überreaktionen. Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme des Landes seien mit der schweren Krise im Jahr 1991 nicht vergleichbar, sagte Basu in Neu-Delhi. Ähnlich hatte sich am Wochenende bereits Ministerpräsident Manmohan Singh geäußert.

1991 hatte das Land nur geringe ausländische Devisenreserven und war gezwungen, seine Goldbestände zu verpfänden, um Importe finanzieren zu können. Die Krise war Anstoß für eine Reihe von Reformen, mit denen die Öffnung der indischen Wirtschaft begann. Als deren Retter wurde Singh gefeiert, der damals Finanzminister war.

Die Regierung steuert nun bereits mit drastischen Mitteln wie Devisenhandelsbeschränkungen gegen den Verfall der Rupie - doch bisher wie auch die Notenbank ohne durchschlagenden Erfolg. Sie befürchtet eine Abwärtsspirale, die dazu führt, dass die Importe immer teurer werden und ausländische Investoren sich aus Indien zurückziehen. Solche Entwicklungen drohen das - ohnehin schon deutlich abgeschwächte - Wirtschaftswachstum weiter zu bremsen.

Wirtschaftspolitische Reformen

Experten gehen die Schritte nicht weit genug, sie verlangen tiefergreifende wirtschaftspolitische Reformen. Weltbank-Chefvolkswirt Basu, der früher Chefberater des indischen Finanzministeriums war, sagte, das Land solle die Rupie mit Hilfe ausländischer Devisenreserven stabilisieren. Diese seien ausreichend vorhanden. Einen Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) benötige es nicht.

Ähnliche Probleme zeigen sich derzeit in Indonesien. Dort fiel die Währung Rupiah auf ein Vierjahres-Tief zum Dollar, und die Börse brach um mehr als fünf Prozent ein. Die Marktteilnehmer treibt die Angst um, dass das zunehmende Leistungsbilanzdefizit, die anziehende Inflation sowie die Konjunkturabkühlung in eine Krise umschlagen könnten.

Indien und Indonesien gehören zu den Hauptleidtragenden der aktuellen Kapitalflucht aus Schwellenländern. Diese ist insbesondere Folge der Erwartung an den Finanzmärkten, dass die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank sich dem Ende zuneigt. Mit ihrem Kurs zur Stützung der US-Konjunktur hat die Federal Reserve in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass Massen billigen Geldes in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas angelegt wurden, wo hohe Renditen winkten. Auch in Brasilien war der Real zuletzt trotz Interventionen der Zentralbank auf den tiefsten Stand seit 2009 gesunken. (Reuters, 19.8.2013)