Da stand er, der Jaguar XF Sportbrake, in etwas abschüssigem Terrain. Hilflos und dynamisch zugleich.

Foto: der standard/völker

Kofferraumvolumina waren in dieser Situation Nebensache, sind aber grundsätzlich nicht unwichtig.

Foto: der standard/völker

Hier tuckert Hilfe heran: Giovanni hat seinen Traktor angeworfen.

Foto: der standard/völker

Peinlich ist nicht der Innenraum des XF Sportbrake, sondern so mancher Nebenerwerbsfotograf.

Foto: jaguar

Eigentlich sollte es jetzt darum gehen, ob ein Jaguar ein Kombi sein kann, ob ein Jaguar ein Diesel sein kann, ob ein Jaguar ein Diesel-Kombi sein kann, ob das Jaguar-Emblem am Lenkrad noch einen Sinn ergibt, wenn man in einem recht braven Diesel-Kombi mit 200 PS sitzt. Und was andere Kombis in der Größe können. Und kosten.

Aber dann stand der XF Sportbrake in etwas abschüssigem Terrain am Rande eines Weinhangs in Ruttars, und der Nachbar dachte sich: "Was für ein Trottel!" Oder etwas Ähnliches, aber nicht etwas ganz anderes. Und dann holte er seine Frau, deutete rüber zu dem Jaguar und dem Österreicher, der etwas verlegen und ziemlich ratlos neben dem Jaguar stand, und sagte zu seiner Frau: "Schau, was für ein Trottel!" Oder etwas Ähnliches. Aber nicht etwas ganz anderes.

Jedenfalls schlenderte Giovanni dann getragenen Schrittes rüber zu dem Österreicher, es war brütend heiß, besah sich die Misere und sagte etwas in der Art: "Da kommst du nicht mehr raus."

Der Österreicher stammelte etwas von Fotos machen, Journalist, vielleicht ein bisschen steil, unlängst mit dem Mercedes G war das kein Problem, und Giovanni blickte stumm zum Himmel, faltete die Hände und flehte bei der Heiligen Jungfrau Maria um Vergebung für die schlechten Worte, die ihm jetzt einfielen. Zum Österreicher sagte er: "Ich geh jetzt den Traktor holen."

Gute Idee

Die Idee war an sich sehr gut, das Fleckchen idyllisch, und wo­zu braucht man einen echten Fotografen, wenn man selber eine Kamera halten kann. Die ersten Bilder waren prächtig, aber es mangelte ihnen an dynamischer Verwerfung, an dramatischer Spannung: Also den Wagen ein bisschen in die Schräge stellen, das ist ein herrlicher Weg.

Er war zu schräg, wie sich dann herausstellte, und mit einem Antrieb nur an einer Achse war hier nichts mehr zu tun. Wozu man einen Fotografen braucht? Zum Schieben, Ziehen oder Helfen, oder dass man erst gar nicht auf so eine dumme Idee kommt.

Seltsame Handbewegungen

Giovanni tuckerte schon mit seinem Traktor heran. Er warf noch ein paar Blicke gegen den Himmel, machte seltsame Handbewegungen und sprach mit sich selbst. Der Jaguar hatte hinten jedenfalls eine prächtige Öse. Wie gemacht dafür, wenn man mit der Front hinab im Weinberg steht und einen Traktor braucht, der einen rauszieht.

Kombi, Diesel und Jaguar? Nun ja, das gibt es. Der XF Sportbrake ist komfortabel, nicht unbedingt sportlich, aber sparsam, sieben Liter sind Alltag, fünf wahrscheinlich möglich, Gepäck passt rein, die Ausstattung ist durchschnittlich, nicht überragend. Ein guter Wagen, wie andere in der Kategorie auch. Aber doch 51.500 Euro. Also schon Jaguar. Und nein, geländegängig ist er nicht. (Michael Völker, DER STANDARD, 16.8.2013)