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Foto: AP, Grafik: Tom Schaffer/ballverliebt.eu

Die tief stehenden Griechen machten in ihrem 4-1-4-1 von Beginn weg die Räume im Zentrum eng. Das den Ballbesitz domnierende Österreich wusste damit nicht umzugehen. Bei Alabas Vorstößen ging zudem ein Loch zwischen Mittelfeld und Abwehr auf, in dem Griechenland immer wieder Platz für Gegenstöße vorfand - auch wenn es ihn meist nicht nutzte.

Grafik: Tom Schaffer, ballverliebt.eu

Was auch immer das österreichische Team in Salzburg gegen Griechenland testen wollte, es war weder augenscheinlich zu erkennen, noch hat es funktioniert. Der Auftritt bei der schmeichelhaften 0:2-Niederlage konnte in keiner Form an die guten Leistungen und bereits gezeigten Stärken der jüngeren Vergangenheit anschließen.

Marcel Koller entschied sich für das gewohnte 4-2-3-1/4-4-1-1 in Bestbesetzung. Lediglich der der Ausfall von Marc Janko bedeutete nicht den Optimalfall. Er fehlte als Anspielstation für hohe Bälle. Sein Ersatz Andreas Weimann ist freilich kein schlechter. Man könnte ihn als erste Wahl gegen Gegner bezeichnen, die Raum hinter ihrer Abwehr lassen – Griechenland ist aber kein solcher Gegner und Weimann fand kein Mittel, um anspielbar zu werden.

Lange ging von keiner der beiden Mannschaften Gefahr aus. Österreich hielt den Ball zwar in den eigenen Reihen war im Angriffsdrittel aber ideenlos. Das Kombinationsspiel erlag im engmaschigen Abwehrverbund der bis zu neun tief stehenden Griechen. Die Offensivabteilung - in der entscheidenden Zone in Unterzahl und ohne Platz - ließ sich ausbremsen. Von einem schnellen Umschaltspiel aus der Tiefe konnten David Alaba & Co. also nur träumen. Überrascht konnte man davon allerdings nicht gewesen sein. Man kennt die Griechen. Bei Ballverlust wirkte zusätzlich das Gegenpressing unstrukturiert und dementsprechend ineffizient.

Zaghafte Außenverteidiger

Auch über die Flügel war das ÖFB-Team harmlos. Obwohl Julian Baumgartlinger wie bei Mainz zwischen die Innenverteidiger zurückfiel und eine Dreier-Abwehr herstellte, rückten die Außenverteidiger nur zaghaft auf. György Garics und Christian Fuchs wagten sich erst zum Ende der ersten Halbzeit hin gelegentlich weiter nach vorne, kamen aber praktisch nie in den Rückraum der griechischen Abwehr. Querpässe in die Mitte blieben aus, bei hohen Bällen hatten Sokratis (1,85m) und Dimitiros Siovas (1,92m) keine Probleme mit Weimann (1,79m) und Zlatko Junuzovic (1.72m).

Viel ist in der bisherigen Arbeit von Marcel Koller bereits geschehen, aber destruktive bzw. reaktiv spielende Gegner zu knacken ist nach wie vor eine Aufgabe, die das Team immer wieder überfordert. Die Laufarbeit verlangten der griechischen Abwehr keine schnellen und damit potentiell falschen Entscheidungen ab. Das Passspiel in dieser überrannten Zone war nicht schnell genug. Einzig ein Pass von David Alaba auf Marko Arnautovic mit einer erfolglos versuchten Direkt-Weiterleitung in die Spitze früh im Spiel deutete an, wie das gehen könnte. Österreich muss gegen Maurermannschaften penetranter werden.

Die Aufgabe, Räume zu schaffen, blieb am Mittwoch vor allem an Alaba und seinen Einzelaktionen und Dribblings hängen. Erfolge blieben dabei aus. Im Zweifelsfall wurde er von den Gästen einfach gefoult. Die schwachen Standardsituationen der Österreicher beunruhigten die personell geschwächten, aber gut sortierten Hellenen nicht.

Löchriges Zentrum

Freigeist Alabas Risiko ließ die Hintermannschaft gegen das griechische 4-1-4-1, das sich im Angriff über aufrückende Flügelstürmer in ein 4-3-3 umschaltete, verwundbar zurück. Zwischen den mit Alaba fünf offensiven Spielern und den mit Baumgartlinger drei zentralen Abwehrspielern klaffte immer wieder ein größeres Loch, bei Ballverlust konnten die Österreicher deshalb in dieser Zone wenig Druck auf die Griechen ausüben, während die aber genau da das Messer ansetzen.

Bei einem Ballverlust von Baumgartlinger kam Österreich noch mit dem Schrecken davon, weil Giannis Maniatis den folgenden durchgesteckten Ball nicht stoppen konnte (34.). Aber als Alaba in der 39. Minute hängenblieb und Konstantinos Katsouranis unbedrängt auf einen kleinen Stellungsfehler der Innenverteidigung reagieren konnte, blieb Konstantinos Mitroglou im Zweikampf mit Emanuel Pogatetz und vor Robert Almer cool.

Umstellungen zur Pause

Ab dem Moment war es klar, dass es enorm schwer würde. Griechenland ist in der europäischen WM-Qualifikation eines der wenigen Teams, das bisher noch weniger Gegentore (4) als Österreich (5) bekommen hat. Es hatte schon davor kaum Risiken genommen, noch weniger würden es mit einer Führung im Rücken sein. Hier rächt sich auch ein wenig, dass Österreich wieder einmal zuhause testete, womit auch von den Rängen kein Druck auf die Griechen kam, etwas mehr für das Spiel zu tun.

Koller wechselte zur Pause. Prödl ersetzte Pogatetz, was erwartungsgemäß wenig veränderte. Ivanschitz kam für Harnik, ging aber auf den linken Flügel und Arnautovic ging nach rechts an die Seitenlinie. Baumgartlinger machte außerdem Platz für Christoph Leitgeb. Das veränderte das österreichische Aufbauspiel. Leitgeb ließ sich weniger weit zurückfallen als Baumgartlinger, stattdessen blieb nun ein Außenverteidiger – meist Garics – in der Dreierkette zurück.

Österreichs Plan B: Ein zweiter Stürmer

Im Verlauf der zweiten Hälfte nahm Junuzovic mehr Risiko und wurde neben Weimann zum zweiten Stürmer, womit Österreich praktisch auf 4-1-3-2 umstellte (in der Schlussphase kam mit Hosiner dann ein echter zweiter Stürmer für Alaba). Im Angriffsspiel wirkte Österreich mit diesem zusätzlichen Risiko etwas dynamischer, strahlte jedoch in letzter Konsequenz weiterhin keine Gefahr aus. Das defensive Loch in der Mitte ging jedoch weiterhin immer wieder auf. Daraus folgte vorerst nur ein gefährlicher griechischer Schuss (57.).

Nachdem auch die Griechen frische Kräfte aufs Feld schickten – augenscheinlich ohne viel zu verändern – folgte erst noch ein gefährlicher Steilpass (66.) auf Mitroglou, eher eben der wenige Sekunden später erneut vor der Abwehrreihe nicht unter Druck gesetzt werden konnte und das entscheidende 0:2 erzielte (67.). Es waren in der nach vielen Wechseln auch eher bedeutungslosen Schlussphase eher die Griechen, die aus ähnlichen Situationen heraus weitere Chancen ausließen oder den Ball an die Stange setzten. Österreich war mit dem 0:2 daher gut bedient.

Der nächste Gegner ist die Weltklassemannschaft aus Deutschland, deren Spielanlage dem ÖFB-Team kurioserweise etwas besser liegen sollte. Für dieses Spiel ließ der Test in Salzburg jedenfalls wenig Rückschlüsse zu. Mehr vielleicht für das Match gegen das ähnlich defensive Irland, das danach ins Happel-Stadion kommt.

Und Griechenland? Das ist nach aktuellem Stand ein möglicher Gegner für Österreich im Playoff, den man sich nicht wünschen sollte. (Tom Schaffer, derStandard.at, 15.8.2013)