Tief ins manchmal undurchschaubare World Wide Web tauchte man bei einem Prozess im Wiener Straflandesgericht ein. Ein 31-jähriger Küchengehilfe hatte sich dort wegen Täuschung und Datenbeschädigung zu verantworten. Im Streit um die Rechte an der Domain "austria.info" soll der Mann zunächst unter falschem Namen E-Mails fabriziert haben. Später verschickte er laut Anklage auch noch virenverseuchte Mails. Zur Beiziehung eines EDV-Sachverständigen wurde die Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt.

"austria.info"

Unter dem Link www.austria.info/ bewirbt die Österreich Werbung im Internet die touristischen Reize der Alpenrepublik. Dabei hatte es eine Weile so ausgesehen, als hätte ein anderer die Rechte an der eingängigen und daher begehrten Adresse: In Gänserndorf lebt ein in der Gastronomie tätiger Computer-Spezialist, der die Domain "austria.info" im Jahr 2000 bei einer Internet-Lotterie gewonnen haben will.

Rechte missbraucht?

"Die Österreich Werbung hat meine Rechte missbraucht", behauptete der Küchengehilfe in seinem Verfahren (Einzelrichter Josef Zehetmayer, Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter). Deswegen habe er unter dem Namen eines Wiener Rechtsanwalts, der für die Österreich Werbung arbeitete, Mails verfasst, in denen er zunächst ein anhängiges Schlichtungsverfahren "abzubiegen" versuchte. Später ersuchte er als vermeintlicher Advokat, man möge die Domain überhaupt sperren.

"Ich war böse"

"Ich habe nicht die notwendigen finanziellen Mittel, um so ein Schlichtungsverfahren auszutragen", erläuterte der Beschuldigte. Mit der gefakten elektronischen Post kanalisierte er seinen Ärger: "Ich war böse. Ich habe mir diese Domain gesichert, um ein kleines Unternehmen aufzuziehen. Ich wollte Wein verkaufen."

3.000 Euro Schaden

Darüber hinaus dem Rechtsbeistand der Österreich Werbung verseuchte E-Mails gesandt zu haben, stellte der Mann in Abrede. Ein Virus hatte im Dezember 2001 die Computeranlage des Anwalts lahm gelegt, gespeicherte Daten wurden vernichtet. Der dadurch entstandene Schaden soll sich auf mindestens 3.000 Euro belaufen.

Unrichtige Angaben

"Der Beschuldigte hat die Domain bei einer Verlosung nur deshalb bekommen, weil er unrichtige Angaben gemacht hat", erklärte ein Vertreter der Österreich Werbung nach der Verhandlung im APA-Gespräch. So habe er in einem Formular etwa vorgegeben, seit dem Jahr 0 (richtig, Anm.) Rechte an der Marke Austria zu haben. Auf eine entsprechende Intervention hin sei ein so genanntes Challenge-Verfahren in die Wege geleitet worden: "Wir haben unter anderem drauf hingewiesen, dass wir einen Nahebezug zu dem Namenszug austria.info haben. Wir werben immerhin weltweit zum Wohl Österreichs."

Das Schlichtungsverfahren gewann die Österreich Werbung bereits aus formalen Gründen: Der Kontrahent bezahlte den vorgesehenen Dollar-Betrag nicht, um sich darauf einzulassen. Somit wurde die Domain dem Unternehmen übertragen, das auch im Internet Gusto auf einen Urlaub im Land von Schnitzel und Mozartkugeln macht. (apa)