Bonn - Trotz Portosenkung und flauer Konjunktur will die Deutsche Post in diesem Jahr mehr Gewinn einfahren als angekündigt. Nach einem guten ersten Halbjahr werde das operative Ergebnis (EBITA) für das Gesamtjahr 2003 bei "mindestens 2,9 Milliarden Euro" und damit 100 Millionen Euro höher liegen als erwartet, sagte Konzernchef Klaus Zumwinkel am Mittwoch in Bonn. Vor allem das Auslandsgeschäft des Konzerns laufe gut, auch wenn der starke Euro der Post zu schaffen mache.

Für Deutschland bekräftigte Zumwinkel den Entschluss, bis 2005 die Zahl der Postfilialen um nochmals 800 auf die gesetzlich vorgeschriebene Zahl von 12.000 zu reduzieren.

Die Umsätze des Konzerns schrumpften im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht um 0,8 Prozent auf 19,2 Mrd. Euro. Dabei büßte der Bereich Brief auf Grund der Portosenkung und der anhaltenden Flaute auf dem Zeitungsmarkt rund 2 Prozent ein. Die Erlöse im Express-Bereich - mittlerweile der umsatzstärkste Teil der Post - stiegen dagegen um 2,7 Prozent. Die Umsätze bei Logistik legten um 1,4 Prozent zu. Der Konzernteil Finanzdienstleistungen mit der Postbank verlor wegen der niedrigen Zinssätze 6,3 Prozent der Einnahmen.

Im Ausland konnte die Post erneut zulegen: Mit 7,8 Mrd. Euro stammten derzeit rund 41 Prozent der Umsätze nicht mehr aus Deutschland, betonte Finanzchef Edgar Ernst. Zumwinkel bekräftigte das Ziel, bis 2005 die weltweite Nummer eins auf dem Logistik-Markt zu werden. Das betreffe jedoch nicht nur die Umsätze, sondern auch Qualität und Kundenzufriedenheit, betonte der Postchef.

Von Jänner bis Juni 2003 sank das betriebliche Ergebnis (EBITA) um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,47 Mrd. Euro. Dies beruhe jedoch hauptsächlich auf Einmaleffekten und der Portosenkung, betonte die Post. Ohne diese Sondereffekte in Höhe von 350 Mio. Euro sei das Ergebnis im ersten Halbjahr 2003 "wesentlich stärker" gewesen als im Vorjahr, betonte Zumwinkel. Daher könne die Post ihre Prognose für das Gesamtjahr anheben. Gewinnträchtigster Bereich des Postkonzerns bleibt mit weitem Abstand das bis 2007 monopolgeschützte Briefgeschäft.

Der Konzerngewinn stieg nach Postangaben in den ersten sechs Monaten sprunghaft von 155 auf 650 Mio. Euro. Der Vergleich sei jedoch verzerrt, da die Rückstellungen für die EU-Strafzahlungen in Höhe von 850 Mio. Euro die Bilanz des ersten Halbjahres 2002 gedrückt hätten, räumte Finanzvorstand Ernst ein.

Für einen weiteren Börsengang der Deutschen Post gibt es nach den Worten von Ernst "keinerlei Vorbereitungen oder Planungen". Inwieweit der Bund als Haupteigner weitere Aktienanteile an die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) abgebe, sei allein dessen Sache, sagte Ernst. Eine solche Parklösung wäre insofern ohne Auswirkung auf den Kurs der Post-Aktie, da am Markt nicht mehr Aktien platziert würden.

Gelassen zeigte sich Zumwinkel im juristischen Hickhack um den Einstieg in den US-amerikanischen Logistikmarkt. Die Entscheidung über die Klage der Marktführer in den USA, UPS und Fedex, gegen die Post-Tochter DHL liege beim US-Verkehrsminister, der bereits zuvor zugunsten der Post entschieden habe, sagte Zumwinkel. "Unsere großen Wettbewerber müssen auch auf ihrem Heimatmarkt mit uns rechnen." Die 100-prozentige Posttochter DHL hatte im Frühjahr den Expressdienstleister Airborne übernommen. UPS und Fedex decken 85 Prozent des US-Marktes ab, Airborne und DHL als Nummer bedienen 15 Prozent des Marktes.(APA/dpa/AP/vwd)