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Expremier Ibrahim Boubacar Keïta wird Malis Präsident.

Foto: Reuters

Nach ATT also IBK: Ibrahim Boubacar Keïta wird neuer Präsident Malis. Nach einer langen Übergangsphase folgt er dem vertriebenen Amadou Toumani Touré, eben ATT, als neues gewähltes Staatsoberhaupt nach. Keine leichte Aufgabe: Nach dem Putsch, der Tuareg-Rebellion, der Eroberung des Nordens durch Islamisten und einem ausländischen Militäreinsatz unter französischer Führung muss der 68-Jährige das Land stabilisieren.

Ausreichend politische Erfahrung bringt IBK jedenfalls mit: Seit vielen Jahren ist er fixer Bestandteil der malischen Politik. In Dakar und Paris studierte er Geschichte und Internationale Beziehungen und war später Berater, Außenminister und von 1994 bis 2000 Premierminister unter dem früheren Präsidenten Alpha Oumar Konaré. Die darauffolgenden Jahre fungierte er als Parlamentspräsident. Zweimal, in den Jahren 2002 und 2007, kandidierte er für das Präsidentenamt, verlor aber jedes Mal gegen ATT.

Seine Anhänger haben ihm neben IBK auch den Spitznamen "Kankeletigui" verpasst, was auf Bambara so viel heißt wie "ein Mann, der zu seinem Wort steht". Tatsächlich hat IBK den Ruf eines ehrlichen Politikers. Doch das war für ihn nie ein Grund, sich durch ideologische Erwägungen von Allianzen abhalten zu lassen, die ihm nützlich erschienen. Seine Freunde sehen ihn deshalb als Pragmatiker - Kritiker sprechen von Opportunismus. "Politisch und persönlich pflegt er fast mit jedem Umgang", schrieb Mali-Experte Bruce Whitehouse im Online-Magazin Think Africa Press.

So hat es IBK auch immer wieder geschafft, Widersprüche zu überwinden. Er gilt als Lebemann und soll kein Glas Wein ablehnen können. Gleichzeitig hat er die Pilgerreise nach Mekka unternommen und sich die Unterstützung selbst konservativer muslimischer Organisationen gesichert. Den sogenannten Putsch im März vergangenen Jahres verurteilte er zwar, stimmte aber einigen Forderungen der Putschisten im Wahlkampf zu und galt sogar als der von ihnen präferierte Kandidat.

Vielleicht ist IBK gerade deshalb eine gute Wahl für Mali. Schließlich muss er auch den Volksgruppen im Norden, allen voran den Tuareg, in Verhandlungen um ein umfassendes Friedensabkommen das Gefühl vermitteln, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Im Wahlkampf hatte er Aussöhnung versprochen. Nun muss er seinem Spitznamen Kankeletigui alle Ehre machen. (Julia Raabe, DER STANDARD, 14.8.2013)