Die wirtschaftlichen Gradmesser für die Eurozone verbessern sich. Einmal sind es Frühindikatoren, die einen Aufschwung andeuten, dann sind es Exportzahlen, die nach oben weisen. Für die leidgeplagte Währungsunion wäre das Ende der Rezession nach sechs Quartalen mehr als eine Genugtuung. Um den Block zusammenzuhalten, wurden Sparprogramme geschnürt, die beinahe zum Kollaps der Wirtschaft und zu völlig inakzeptablen Arbeitslosenraten geführt haben. Ohne gemeinsame Währung hätten die Krisenstaaten zwar nicht schmerzfrei, aber doch erheblich leichter und rascher mittels Abwertung den Hals aus der Schlinge ziehen können. Das war politisch nicht gewollt. Weil der Euro mit der Union und damit mit der europäischen Integration gleichgesetzt wurde.

Das mag man nun als sturen Idealismus oder tapfere Verteidigung eines Prinzips werten. Faktum ist: Der Preis dieser Politik war und bleibt hoch. Zu hoch. Der mäßige Aufschwung wird bei weitem nicht ausreichen, um die Arbeitslosigkeit auf erträgliche Niveaus zu senken. Darüber hinaus ist die Nachhaltigkeit der Erholung fraglich, ziehen doch immer mehr Gewitterwolken am Konjunkturhimmel der Schwellenländer auf, die in den letzten Jahren wichtige Abnehmer europäischer Exporte waren.

Das Tal der Tränen in Europa ist wohl durchschritten. Dass die Kräfte nach all den Strapazen für den Aufstieg reichen werden, ist nicht mehr als eine zarte Hoffnung. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 14.8.2013)