Wien - Die Alpine Energie wurde stets als Highlight der mittlerweile insolventen Baufirma angepriesen. Doch im März 2013, also noch vor der Pleite, wurde die Energie-Tochter plötzlich aus der Baufirma herausgelöst und in eine Gesellschaft eingebracht, die im Eigentum der spanischen Alpine Mutter FCC steht. Im Gegenzug bekam die Alpine von der FCC eine Brückenfinanzierung von kolportierten 75 Millionen Euro.

Masse gibt wenig her

Am Dienstag wurde bekanntgegeben, dass der Finanzinvestor Triton die Alpine-Energietochter von der FCC erwarb. Dem Vernehmen nach liegt der Kaufpreis bei knapp 100 Millionen Euro. Mit dem Verkaufserlös wird nun der Brückenkredit getilgt. Die Differenz zu den 100 Millionen Euro fließt den Alpine-Gläubigern zu. Sie warten nach der Pleite des zweitgrößten österreichischen Baukonzerns noch immer auf ihr Geld.

Doch für den Wiener Rechtsanwalt Eric Breiteneder, der Anleihe-Gläubiger vertritt, ist die Causa noch lange nicht erledigt. Wie berichtet, hat die Alpine zwischen 2010 und 2013 drei Anleihen im Volumen von 290 Millionen Euro begeben. Mangels Masse dürften die Gläubiger um dieses Geld umfallen.

Ermittlungen eingeleitet

Breiteneder hat aber bewirkt, dass die Staatsanwaltschaft Wien Ermittlungen gegen fünf Verdächtige des Alpine-Managements eingeleitet hat. Der Anwalt geht davon aus, dass der ursprüngliche Verkauf der Alpine Energie an eine Gesellschaft der FCC ad hoc hätte gemeldet werden müssen. Im März 2013, als dieser Deal erfolgte, hätten die Anleihe-Zeichner noch von ihrer Möglichkeit Gebrauch machen können, die Anleihen zu kündigen. Damals wäre der Ausfall vielleicht bei 100 Millionen Euro gelegen und nicht wie jetzt bei 290 Millionen Euro.

Die Herauslösung der Alpine Energie "war ein Versuch, die Gesellschaft auf die Seite zu schaffen und der Masse zu entziehen", sagte Breiteneder zum Standard. Der nun bekannt gegebene Verkauf an einen Fonds "saniert nicht, was damals passiert ist", argumentiert der Anwalt.

Mögliche Beraterhaftung

Auch das Verhalten der Banken sei zu hinterfragen: Die Institute hätten hohe Außenstände bei der Alpine und verkaufen zugleich die Anleihen als sicheres Investment. Für Breiteneder sei das ein Fall von "Beraterhaftung". Sollten die Banken nicht "einlenken, haben wir Klagsauftrag". Eine seiner Klientinnen habe immerhin rund 500.000 Euro in Alpine-Anleihen investiert.

Alpine Energie plant, baut und betreut unter anderem Energie- und Verkehrsnetze. Mit 3000 Beschäftigten lag der Jahresumsatz zuletzt bei 462 Millionen Euro. Triton betonte sein langfristiges Interesse an dem Unternehmen. Die 1997 gegründete Fondsgesellschaft ist auf mittelständische Unternehmen in Nordeuropa spezialisiert. Derzeit hat die Gesellschaft 25 Unternehmen mit einem Umsatz von 12,3 Milliarden Euro. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 14.8.2013)