Rund 17 Prozent aller Frauen in Deutschland wird die Gebärmutter entfernt. Je älter Frauen werden, desto höher wird der Anteil: Bei den 40 bis 50-Jährigen liegt er bei 11 Prozent, bei den 70 bis 79-Jährigen bereits bei 39,4 Prozent.

Foto: STANDARD/Newald

Ohne Gebärmutter leben? Auf gut 17 Prozent der erwachsenen Frauen trifft dies zu. Die Hysterektomie, so der Fachterminus für die Totalentfernung der Gebärmutter, ist bis heute eine der häufigsten gynäkologischen Eingriffe in Europa und den USA. Immer wieder Thema ist allerdings, dass nur eine Minderheit der Eingriffe aufgrund von bösartigen Krebserkrankungen durchgeführt wird.

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine neue Studie in Deutschland, die die Häufigkeit dieses Eingriffes in der Gesamtbevölkerung und die Gründe dafür erhoben hat. Befragt wurden insgesamt 8152 Frauen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Laut der Studie des deutschen Robert-Koch-Instituts war nur bei 6,1 Prozent der hysterektomierten Frauen eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Eierstöcke der Grund für die Entfernung. Der überwiegende Anteil hatte eine gutartige Erkrankung, wie beispielsweise Myome oder Blutungsstörungen.

Eierstockentfernungen noch dazu

Besonders bemerkenswert: Bei 17,7 Prozent aller Frauen, die sich einer Gebärmutterentfernung wegen einer gutartigen Erkrankung unterzogen, wurden gleichzeitig auch die Eierstöcke entfernt. Dieser Eingriff kann bei Frauen zu erheblichen hormonellen Problemen führen, die sich massiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken können.

Die ForscherInnen wollten weiters herausfinden, um wen es sich bei den Frauen mit Gebärmutterentfernung handelt. Internationale Studien kamen schon öfter zu dem Ergebnis, dass sich Frauen mit niedrigerem sozialen Status offenbar öfter einer Gebärmutterentfernung unterziehen. Unter "sozialem Status" fasste die Studie den Bildungsabschluss, die berufliche Stellung und das Haushaltsnettoeinkommen der Studienteilnehmerinnen.

Entfernungen bei Frauen mit niedrigerem sozialen Status doppelt so häufig

Auch hier bestätigte die Studie die Erfahrungen in anderen Ländern. Während 23 Prozent der Frauen mit geringerem Bildungsabschluss und Einkommen keine Gebärmutter mehr haben, sind es bei den Frauen mit höherer sozialer Stellung lediglich 13 Prozent. Wie dieser Unterschied bei der Behandlung zustandekommt, dafür gibt es ein Bündel an Erklärungsversuchen: Sie reichen von einer besseren allgemeinen Gesundheit, weniger Stress und mehr Beteiligung an Früherkennung von gutsituierten Frauen bis hin zu einer größeren Bereitschaft von ärztlicher Seite, diesen Frauen verschiedene therapeutische Optionen aufzuzeigen oder auch alternative Therapieverfahren zu erwägen.

Der deutsche Zusammenschluss "Rettet die Gebärmutter" nahm die Studienergebnisse zum Anlass, auf die Umsetzung von Leitlinien und Qualitätsindikatoren bei Gebärmutterentfernungen zu pochen. Die Plattform setzt sich bundesweit für organerhaltende Behandlungsmethoden für Frauen mit Blutungsstörungen ein.

In Österreich weniger Eingriffe aufgrund gutartiger Erkrankungen

Eine vergleichbare Studie gibt es für Österreich nicht. Eine Untersuchung über Gebärmutterentfernungen in österreichischen Krankenhäusern (Edler 2008) zeigt allerdings, dass hierzulande deutlich weniger Gebärmutterentfernungen aufgrund gutartiger Erkrankungen durchgeführt werden. Während 1997 der Anteil bei 92 Prozent lag, sank er bis zum Jahr 2008 auf 89 Prozent. (red, dieStandard.at, 13.8.2013)