Salzburg - Skandalfrei ist Salzburg momentan unterwegs: Es rumort zwar ob der erhellenden Initiative von Sängerin Elisabeth Kulman, die mit "art but fair" auf die fragwürdige ökonomische Situation vieler Künstler (auch bei den Festspielen) verweist. Zudem hört man immer wieder Klagen, wie aufwändig und gedrängt die Probensituation in diesem Sommer ist, was sich aus der großen Menge an Veranstaltungen ergibt (auch Kulman, die in Falstaff glänzt, findet, dass zu viele Termine stattfinden).

Ansonsten aber läuft alles aufregungsfrei, auch wenn bereits im September ein Nachfolger von Alexander Pereira gekürt werden soll. Manchen könnte sogar das Gefühl befallen, die Salzburger Festspiele wären heuer ein fröhliches Jugendorchesterfestival. Neben den Gästen aus Venezuela ist nun auch das Gustav Mahler Jugendorchester zugegen, um mit Dirigent Philippe Jordan in der Felsenreitschule Wagners frühe Oper Rienzi zu betreuen.

Ziemlich jugendlich-flott wird die Ouvertüre genommen, aber Jordan ist ein flexibler Ausdrucksorganisator, der durchaus auch weiche Aspekte der Partitur zu betonen versteht (besonders im ersten Akt), um im 3. Akt doch für expressive Hitzegrade zu sorgen. Das juvenile Orchester ist sehr respektabel unterwegs. Kleinigkeiten gehen daneben, aber in Summe eine spannende Umrahmung des vokalen Aufgebots, das mit Veteranen des Faches gespickt war.

Christopher Ventris (als Rienzi) nahm die Partie durchaus in Anspruch, was am starken Vibrato und an manch mit Mühe gestemmter Phrase zu merken war. Ausreichend dramatische Höhenkraft bewies Emily Magee (als Irene), und noch beeindruckender in diesem Bereich Sophie Koch (als Adriano). Weiters: Georg Zeppenfeld (als Steffano Colonna), Martin Gantner (als Paolo Orsini) und Benjamin Bernheim (als Baroncelli) tönten sehr profund; Robert Bork (als Kardinal Ovieto), Oliver Zwarg (als Cecco del Veccio) und Kiandra Howarth (als Friedensbote) tadellos. Die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor wiederum glänzte durch Intensität. Nur im ersten Akt ein paar Unsauberkeiten. Schließlich aber großer, berechtigter Applaus. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 13.8.2013)