Ob Oprah Winfrey in einer Schweizer Nobelboutique erkannt hofiert oder unerkannt wie ein Armutschkerl abgekanzelt wird, ist natürlich für den Lauf der Welt ungefähr so wesentlich wie der sprichwörtliche Umfaller eines Fahrrads in China.

Die Schweizer Blamage zeigt freilich mehrere Facetten von Diskriminierung und eine Geisteshaltung, wie sie nicht nur in der Schweiz vorkommt: schwarze Frau, nicht aufgedonnert, nicht mit den Idealmaßen eines Gucci-Kleiderständers gesegnet, und dann auch noch anspruchsvoll und schwierig - da lässt man gern einmal alltagsrassistische Gefühle raus. Die afroamerikanische Opernsängerin Angel Blue erlebte Ähnliches 2011 mit einem Wiener Taxifahrer, der sich schlicht weigerte, "black women" zu fahren. Allerdings wissen sich prominente Menschen mit guten Verbindungen zu Medien zu wehren.

Im Gegensatz zu all jenen, die nicht vermögend und einflussreich und dieser Geisteshaltung schutzlos ausgeliefert sind. Wie Asylwerber, gegen die Platzverbote ausgesprochen werden - wie im Schweizer Ort Bremgarten. Oder Frauen mit Kopftuch, die keinen Job finden, weil sie "anders" aussehen. Oder Menschen mit Behinderung, die oft so behandelt werden, als könnten sie nicht bis drei zählen. Deshalb darf man sich über den "Fall Oprah" aufregen: weil er zeigt, wie sich die ach so zivilisierte westliche Gesellschaft benimmt, wenn sie sich unbeobachtet fühlt. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 12.8.2013)