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Die Gewalt im Irak fand bei Anschlägen zum Ende des Ramadan einen weiteren Höhepunkt. Ziele waren meist stark frequentierte Plätze, Märkte und Parks - im Bild ein Marktstand in Bagdad.

Foto: AP/Mizban

Bagdad - Zahlreiche Anschläge haben am Wochenende im Irak für ein blutiges Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan gesorgt. Mindestens 17 Autobomben explodierten am Samstag bei einer offenbar koordinierten Anschlagsserie allein in der Hauptstadt Bagdad. Im ganzen Land wurden mehr als 80, nach anderen Quellen bis zu 120 Menschen getötet. Weitere Tote gab es in den Tagen zuvor, als Sprengsätze in Einkaufsstraßen und Freizeitparks in die Luft gingen, in denen sich wegen der Feiern zum mehrtägigen Eid-al-Fitr-Fest besonders viele Menschen aufhielten.

Ziel der Autobombenserie in Bagdad waren vor allem jene Stadtteile, die überwiegend von Schiiten bewohnt werden. Viele der Anschläge der vergangenen Wochen werden sunnitischen Extremisten zugerechnet, die nach dem Sturz der Regierung Saddam Husseins 2003 den Kampf gegen die schiitische Mehrheitsbevölkerung aufnahmen. 2006 und 2007 lieferten sich Iraks Bevölkerungsgruppen einen blutigen Konflikt.

In den vergangenen Monaten, vor allem seit dem Beginn des Jahres 2013, haben im Irak die Kämpfe zwischen Angehörigen der unterschiedlichen Konfessionen wieder deutlich zugenommen. Der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien, in dem sich die teilweise aus dem Irak unterstützten Milizen der verfeindeten Gruppen direkt bekämpfen und der die konfessionellen Spannungen in der ganzen Region erhöht hat, wirkt dabei zusätzlich als eine Art Katalysator.

Schon am vergangenen Dienstag waren bei einer anderen Anschlagsserie in Bagdad mindestens 50 Menschen gestorben. Und auch in mehreren weiteren Städten des Landes gab es am Wochenende neue Anschläge: In Tuz Khormato, das sowohl von der irakischen Zentralregierung als auch von der autonomen Kurdenregion für sich beansprucht wird, fielen laut Angaben von Polizei und medizinischem Personal mindestens zehn Menschen einem Selbstmordattentat zum Opfer.

Ziel des Attentäters war laut Sicherheitsbehörden das Hauptquartier einer kurdischen Partei, das schon im Jänner Ziel eines Anschlags war, bei dem 30 Menschen starben. Weil der Angreifer das Gebäude wegen der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen nicht erreichen konnte, habe er sich aber schon davor in einer Menschenmenge in die Luft gesprengt.

Mehr als 1000 Tote im Juli

Beim wieder aufflammenden Konflikt im Land wurden allein im Juli mehr als 1000 Menschen getötet, wie die Vereinten Nationen in der vergangenen Woche bekanntgaben – so viele, wie schon seit dem Jahre 2008 nicht mehr.  Das irakische Innenministerium hat in der vergangenen Woche die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, Straßensperren errichtet und zusätzliches Personal in den Straßen Bagdads stationiert. Jüngst sprach ein Vertreter der Behörde von einem "offenen Krieg" der rivalisierenden Gruppen.

Die Vereinten Nationen verurteilten am Sonntag die neuen Gewalttaten. Jen Psaki, Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums, nannte die Verantwortlichen für die Anschläge "Feinde des Islam". Die USA vermuten den irakischen Zweig von Al-Kaida hinter den neuen Bluttaten. Sorge bereitet Washington in diesem Zusammenhang der Ausbruch von rund 800 Häftlingen, die Al-Kaida nahestehen sollen, aus den Gefängnissen Abu Ghraib und Taji von Ende Juli.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch rief indes die irakischen Behörden auf, das Ihre dazu beizutragen, um die Spirale der Gewalt zu beenden. Dafür sei es nötig, "drakonische Maßnahmen" gegen Häftlinge, etwa Folter und die Verwendung geheimer Zeugenaussagen vor Gericht, zu beenden. (mesc, Reuters/DER STANDARD, 12.8.2013)