Miloš Zeman hat geschafft, was er sich unmittelbar nach seiner Wahl zum tschechischen Präsidenten öffentlich vorgenommen hatte: Die Mitte-rechts-Koalition ist endgültig zu Fall gebracht. Dass sie keine Mehrheit mehr hat, wurde bei der Vertrauensabstimmung über Zemans "Expertenkabinett" offenkundig. Zwei Mandatare der früheren großen Regierungspartei ODS fielen von der Parteilinie ab. Ob und wie und von wem dabei nachgeholfen wurde, darüber darf man spekulieren.

Jedenfalls gibt es vorzeitige Neuwahlen. Nach dem Auflösungsbeschluss der Kammer wird es an Zeman liegen, den Wahltermin festzusetzen. Wie schnell er dies tut, wird Aufschluss darüber geben, ob der Herr auf dem Hradschin seinen Egotrip hart am Rande der Verfassung fortzusetzen oder letztlich doch die Spielregeln einer parlamentarischen Demokratie zu akzeptieren gedenkt. Als erfahrener Populist spekuliert Zeman damit, dass eine Mehrheit der Tschechen angesichts des verlotterten Systems eher einem aktiven Präsidenten als den Parteien vertraut – auch wenn der Staatschef selbst dieses System personifiziert.

Die Sozialdemokraten, deren Chef Zeman einst war, werden als Favoriten in die Wahlen gehen, aber selbst bei einem Sieg ziemlich sicher einen Koalitionspartner brauchen. Das können nach Lage der Dinge nur die (unreformierten) Kommunisten oder Karl Schwarzenbergs liberal-konservative Top 09 sein. Dann wird für den Linkspopulisten Zeman die Stunde der Wahrheit kommen. (DER STANDARD, 9.8.2013)