Wien - Der Weg zum Großdealer ist kein leichter, wie Dusan G., Elvis M. und Sladjana M. am Jahresbeginn feststellen mussten. Vor allem, wenn man gar keine Drogen hat. Kommt man dann auf die Idee, einem Polizeispitzel und einer verdeckten Ermittlerin einen Ytong-Stein als zwei Kilogramm feinstes Kokain um 90.000 Euro verkaufen zu wollen, kann das, wie in diesem Fall, mit einer Anklage wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges enden.

Schwunghafter Cannabishandel

Insgesamt fünf Personen sitzen vor dem Schöffengericht unter Vorsitz von Katharina Adegbite-Lewy. Neben dem Trio noch Mihael und Zorica G., der 16-jährige Bruder und die Mutter von Dusan G. - die Familie soll in ihrer Wohnung nämlich einen schwunghaften Cannabishandel betrieben haben.

Das Hauptinteresse von Staatsanwältin Isabelle Papp und der Vorsitzenden gilt aber dem Ytong-Stein. Sladjana M., soll ihren Neffen G. angeheuert haben, die Droge zu besorgen. Nur: "Sie hat wahrscheinlich geglaubt, weil ich kokse, kann ich die Mengen besorgen. Ich habe dann ein paar Leute gefragt, aber die haben mich nur ausgelacht und sind gegangen", schildert der Erstangeklagte.

Sein Komplize Elvis M. führt aus, wie man kreativ wurde. Der eigentliche Anstifter zum Kauf soll ein Polizeispitzel gewesen sein. "Der hat uns im Auto die 90.000 Euro gezeigt", sagt M. dem Gericht. "Es war dann die Geldgier", dass man im Cannabisrausch beschloss, in einen Baumarkt zu fahren. "Dort habe ich einen kaputten Stein genommen und einen Angestellten gebeten, den auf die richtige Größe zu schneiden." Mittels der Verpackung des Steins in Klebefolie bereitete man die Übergabe vor.

Verhandlung auf Ende August vertagt

Die man sich deutlich leichter vorgestellt hatte. "Ich dachte, wir geben dem Mann das und bekommen dafür gleich das Geld. Aber der wollte das Paket unbedingt aufmachen - wie bei der Mafia", erzählt der 22-jährige G., warum er und M. sich plötzlich hastig, aber höflich, verabschiedeten und ohne Geld von dannen zogen. Zwei Minuten lang, dann wurden sie nämlich festgenommen.

Um die Rolle des Polizeispitzels und einer mit ihm operierenden Undercover-Polizistin, die im Polizeibericht nur beiläufig erwähnt werden, genauer beleuchten zu können, wird auf 29. August vertagt. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 8.8.2013)