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Grafik: APA

Wien - Für die Präsentation der Halbjahreszahlen hat Bank-Austria-Chef Willibald Cernko seinen Urlaub unterbrochen - auch, wenn die Zahlen nicht für großen Jubel sorgen. Die zur italienischen UniCredit gehörende Bank Austria weist in den ersten sechs Monaten einen Nettogewinn von 566 Mio. Euro aus. Das ist ein Rückgang um 76 Mio. Euro oder um 11,8 Prozent zum Vorjahr. Erstmals seit längerem ist die Kreditrisikovorsorge wieder gestiegen, das aber gleich kräftig: In Summe mussten für Risikokredite 688 Mio. Euro zurückgelegt werden, 41,5 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

In Österreich stiegen die Kreditvorsorgen um 31 Prozent auf 114 Mio. Euro, was nach Bank-Austria-Lesart eine "Normalisierung" auf weiter tiefem Niveau bedeutet. Weil im Osten vor allem in der Ukraine schärfer vorgesorgt wurde und in der Region Zentral/Osteuropa (CEE) die erhoffte Wirtschaftserholung nach wie vor auf sich warten lässt, legte im CEE-Geschäft der Kreditrisikoaufwand bis Juni um 43,7 Prozent auf 574 Mio. Euro zu. Von allen Osttöchtern der Bank Austria weist zum Halbjahr nur die ukrainische Tochter Ukrsotsbank einen Verlust von 65 Mio. Euro aus. Grund waren vor allem höhere Kreditwertberichtigungen.

Die Bank Austria hat 2012 den Firmenwert der Ukraine-Tochter zur Gänze abgeschrieben, was in der vorjährigen Bilanz 165 Mio. Euro gekostet hatte. Es gibt laut Vorstand aber keine Pläne, sich aus dem Markt zurückzuziehen.

Ihren Kapitalpolster will die Bank Austria weiter auffüllen. "Wir werden im zweiten Halbjahr noch weitere Kapitalmaßnahmen setzen, die Gespräche mit Aufsehern laufen noch", sagte Cernko am Mittwoch. Bislang habe die Bank bereits 500 Mio. Euro an Ergänzungskapital von der Mutter UniCredit erhalten und ihre Kapitalquote durch den Verkauf der kasachischen Tochter ATF gestärkt. Im zweiten Halbjahr werde sich der Verkauf des Versicherungsgeschäfts in der Türkei positiv auswirken, sagte Cernko. Ende Juni lag die harte Kernkapitalquote des Instituts bei 11,1 Prozent.

Widersprüchliche Ansprüche

Von der Politik wünscht sich Cernko - vor allem in der Vorwahlzeit - einen differenzierteren Umgang mit den Banken. Derzeit würden höchst widersprüchliche Ansprüche an die Banken gestellt. Zunehmende Kreditversorgung, mehr Eigenkapital samt höherer Risikopuffer, höhere Profitabilität und Beiträge zu den Krisenkosten - Stichwort: Bankensteuer, Abwicklungsfonds, Einlagensicherung. Man wolle sich als Bank der Verantwortung nicht entziehen, aber die Frage, was leistbar ist, müsse auch gestellt werden. Wenn von Banken laufend Kapital abgeschöpft werde, dann stelle sich die Frage, wie diese noch Kapital aufbauen sollen.

Die ebenfalls zur UniCredit gehörende Münchener HVB hat zum Halbjahr einen Überschuss nach Steuern von 818 Mio. Euro (Vorjahr: 912 Mio. Euro) ausgewiesen.

Die UniCredit selbst hatte am Dienstag einen Nettogewinn von 810 Mio. Euro ausgewiesen - das ist ein Minus von 25,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum. (bpf, DER STANDARD, 6.8.2013)