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Gute Miene zum bösen Spiel. Paul Scharner mit HSV-Maskottchen Dino Hermann.

Foto: EPA/AXELÜHEIMKEN

Paul Scharner kehrt doch nicht in die englische Fußball-Premier-League zurück. Der Niederösterreicher lehnte ein Angebot des Aufsteigers Hull City ab, wie Berater Valentin Hobel am Mittwoch gegenüber der APA bestätigte. "Er hat sich aus familiären Gründen gegen einen Wechsel entschieden", sagte Hobel.

Nun droht allerdings ein Rosenkrieg mit seinem derzeitigen Arbeitgeber Hamburger SV. Dessen Sportdirektor Oliver Kreuzer informierte Scharner am Dienstagabend per SMS von dessen Verbannung ins U23-Team der Norddeutschen. Mit den Profis darf der Ex-Teamspieler ab sofort nicht mehr trainieren.

Vertrag bis 2014

Laut Hobel könnte die Vorgehensweise des HSV rechtliche Konsequenzen haben, weil Scharner, dessen Profi-Vertrag noch bis 2014 läuft, an der Ausübung seiner Arbeit gehindert wird. "Er fühlt sich erpresst, wird jeden Tag unter Druck gesetzt, damit er den Verein verlässt. Deshalb will er jetzt einen Anwalt einschalten", erzählte Hobel.

Everton-Angebot abgelehnt

Noch am 4. Juli hatte die Welt von Scharner anders ausgesehen. Damals gab es in Innsbruck ein Treffen zwischen Scharner, Hobel, HSV-Trainer Thorsten Fink und Sportdirektor Oliver Kreuzer. "Da haben ihm Fink und Kreuzer zugesichert, dass er eine faire Chance bekommt", sagte Hobel. Deswegen habe sein Schützling unter anderem ein lukratives Angebot von Everton abgelehnt. "Und dann ist er der einzige Spieler im Kader, der keine Chance bekommt", kritisierte Hobel.

Auch Scharner selbst zeigte sich in der "Hamburger Morgenpost" über die Vorgehensweise des HSV erzürnt. "Es gibt mehrere Optionen. Ich kann wechseln, ich kann zur U23 gehen, ich kann Krieg führen und ich kann meine Karriere beenden. Auch das ist durchaus möglich", wurde der von einem Muskelfaserriss in der Wade genesene 33-Jährige zitiert.

HSV in Turbulenzen

Neben der Personalie Scharner plagen die Hamburger aber auch noch andere Sorgen. Der lange verletzte DFB-Teamkeeper René Adler knöpfte sich nach dem schwachen Auftritt im letzten Test gegen den Landesligisten TSV Etelsen (2:0) die Kollegen vor und Rafael van der Vaart sieht die Saisonziele in Gefahr. Und damit schrillen beim HSV kurz vor dem Ligastart gegen Schalke 04 am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) die Alarmglocken.

"Ich erwarte in einem solchen Spiel vollen Einsatz, egal, wer auf dem Platz steht. Das können B-Jugendliche sein", sagte Adler bei Sky Sport News HD. Der Keeper  ärgerte sich maßlos über die Vorstellung seiner Vorderleute gegen den Sechstligisten. "Viele Spieler wollen in die Mannschaft, da verstehe ich so etwas nicht. Egal, gegen wen es geht, jeder Spieler muss alles geben."

Trainer Fink "sehr enttäuscht"

Der blutleere Auftritt in der Nähe von Bremen und der blamable Auftritt beim 0:4 im Test gegen Zweitligist Dynamo Dresden vergangene Woche nähren die Zweifel an der Qualität der Hamburger Mannschaft, die sich trotz einer schwachen Vorbereitung das Ziel Europacup auf die Fahnen geschrieben hat. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink der Bild-Zeitung: "Das war viel zu wenig, wenn man sich für die Startelf anbieten will, Sonntag auf Schalke spielen will."

Adler ist beim HSV nicht der erste Führungsspieler, der bereits vor dem ersten Ligaspiel Alarm schlägt. Vor ihm hatte schon Kapitän Rafael van der Vaart Dampf abgelassen. "Wir wissen, dass wir es können, aber wir können es nicht in jedem Spiel umsetzen. Das muss sich ändern, sonst können wir von der Europa League sprechen, werden sie aber nicht erreichen", sagte der Niederländer der Welt am Sonntag. "Wenn wir solche Auftritte wie in Dresden nicht herausbekommen, sind wir am Ende möglicherweise auch nur 14. Es wäre eine Schande", so der Spielmacher. (APA/sid, 7.8.2013)