So sehen Sieger (noch nicht) aus. Die Vikings 2011 nach der Niederlage in der Austrian Bowl gegen die Raiders. Es sollten bis heute nur mehr zwei Niederlagen dazu kommen. 2012 unterlagen sie den Giants und Calanda, 2013 niemanden mehr.

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Perfect Season, Double Gewinn, lediglich 20 Minuten in dem Jahr in Rückstand gelegen und nur ein einziges von 15 Saisonspielen mit weniger als zwei Scores gewonnen. Das traditionell gegen Graz. Die Giants sind und bleiben der Wikinger Nemesis. Ansonsten: Dominanz wohin das Auge blickt, auch die Nummer 2 Europas, die auch die Nummer 2 Österreichs ist, konnte daran in vier Versuchen heuer keinen Zweifel aufkommen lassen.

Diese Vorherrschaft ist, auch wenn das Kurzeitgedächtnis manches verklärt, relativ neu. Vor drei Jahren noch waren die Vikings gern gesehener Gast im eigenen Stadion und auch die Fahrten auf die Hohe Warte waren nicht selten von Vorfreude auf einen mehr oder weniger vorhersehbaren Auswärtssieg bestimmt. Daran war davor, als die Wikinger mit einer ganzen Armada an Legionären antanzten, nicht im Traum zu denken. In den Jahren 99-07 gewannen sie elf Titel. Sieben Austrian Bowls und vier Euro Bowls.

Die „Twilight Zone“ Austrian Bowl 2009, die für ewige Zeiten aus unerklärbaren Gründen an Wien ging, verstellt die Sicht auf die Seuchenjahre ein wenig. Es war in der Vorrunde eine Losing Season (3-5 und Rang 6 von 6!), denn man unterlag neben den Giants, Raiders und Dragons auch dem heutigen Zweitligisten aus Kärnten. Das System der Interdivision, erdacht um schwächeren Teams (!) bessere Chancen zu geben, machten sich gerade die Vikings zu Nutze. Ein Treppenwitz mit einem Wild Card-Zittersieg gegen Hohenems, ein 0:21 in Innsbruck zur Halftime, welches sie, quasi während der Siegerfeierlichkeiten der Raiders, in ein 22:21 umwandeln konnten und ebenso kurioser 22:19 Finalerfolg über Graz. Ein Titel, den man sogar in Simmering nicht ganz ernst nimmt.

Die Saison zuvor spielte man um die Austrian Bowl ebenso keine wesentliche Rolle, wie in der danach. 2010 gab es aber zumindest wieder mehr Siege als Niederlagen. 2011 ging es bis ins Finale, da waren die Raiders aber immer noch eine zu hohe Hürde. 2012 griffen die Rädchen erstmals wirklich ineinander, die man 2008 versuchte zusammenzustecken. Teils unter Gelächter, bis hin sogar zur schlimmsten Form der emotionalen Zuwendung: Mitleid. 2013 gewannen sie nun alles und das große Nachdenken kann beginnen. Im Laufe dieser Zeit waren die Vikings Kaiser von Österreich, König von Europa, aber auch der Bettelmann aus Simmering, den viele gar nicht mehr auf der Rechnung hatten.

Historischer Durchlauf

Interessant ist dabei der historische Kontext in Bezug auf Dynastien. Als ich mich für Football in Österreich zu interessieren begann, war alles Giants. Es wurde Football gespielt, weil Dr. Stefan Herdey Gegner für sein Team brauchte. Die kochten damals schon ihr Süppchen. Ein Grazer Wahrzeichen (die Eigenbrötelei), welches in Fragmenten erhalten blieb. Die Giants sind irgendwie ein geheimnisvolles Team geblieben. Damals sind sie zu Ligasitzungen manchmal gar nicht aufgetaucht, sendeten launische Ansichtskarten (E-Mail war noch nicht erfunden) an die Generalversammlung, dass sie diese, auf der Suche die Giants zu schwächen, nicht auch noch mit ihrer Anwesenheit schmücken werden. Man solle ihnen die Beschlüsse (gegen sie) doch bittschön zuschicken. Man wird alles nach Punkt und Beistrich umsetzen. Und man versuchte angestrengt zu ergründen, warum Graz so oft gewinnt und dagegen zu lenken. Die Giants-Dynastie endete nicht mit Beschlüssen der Generalversammlung, die brachten in ihrer Summe nämlich genau gar nichts, sondern in einer Mischung aus ihrer Selbstgefälligkeit und den Anstrengungen anderer.

Zehn Jahre danach, als ich Football-Austria ins Leben rief, war alles Vikings. Die Dominanz der Wikinger 2013 war eigentlich noch ein laues Lüftchen gegenüber jener der frühen und mittleren Nullerjahre (siehe oben). Jeder Sieg über die Truppe war quasi eine Ersatz-Austrian Bowl für sich.

Auf der Suche nach den Gründen für die Serientitelgewinne wurde man zu jener Zeit schnell fündig. Es sei nämlich die nicht vorhandene Importbeschränkung, die schließlich dazu führt, dass Wien alles gewinnt. Hier sollte man den Rotstift ansetzen, damit die Liga nicht in Langeweile verkommt. Vorneweg die Dragons und Giants, aber auch die Raiders waren damals der für mich sehr vernünftigen Ansicht, dass das Wettrüsten langfristig ja überhaupt nichts bringt. Man solle doch Österreicher besser ausbilden und man stellte die Frage: Warum haben wir eigentlich kein Nationalteam? Da gab es Wortspenden aus AFL-Vereinen, die sich so anhörten: „Wenn nur Österreicher am Feld stehen würden, dann wären die Vikings nur mehr Mittelmaß.“ „Vermutlich würden die Vikings ohne US-Amerikaner sogar in der zweiten Liga Probleme haben mitzuhalten. „Wenn man die Legionäre nicht beschränkt, wird in ein paar Jahren keiner mehr zuschauen wollen.“

Der Ruf nach einer Beschränkung ihrer Möglichkeiten, den ich erstmals im Jahr 2003 vernahm, kam bei den Vikings zunächst ebenso ungut an, wie heute die Umsetzung der ehemaligen Vision bei den Raiders. Abwehren konnte man das kurz noch, aber mit dem damals noch neuen Präsidenten Michael Eschlböck im Verband fiel der Gedanke auf fruchtbaren Boden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Mehrheiten für eine Limitierung von Profis auf GV-Ebene und im Vorstand fanden. Da waren sie, zumindest kurz mal, alleine, die Vikings.

Deren Präsident Karl Wurm wusste, dass das früher oder später, mit oder ohne seinem Zutun, kommen würde; und es kam ihm dann auch gerade Recht. Das kann man ihm auch vorwerfen, wenn man will: Dir war das ja eh nur Recht! Und er hat es dann schlussendlich auch mit voran getrieben. Sein Team war satt und erfolgsverwöhnt, in Simmering fand ein Spatenstich für ein Footballzentrum statt und zu gewinnen gab es eh nichts mehr, was man nicht schon in x-facher Ausführung hatte. Daher blieb kein Stein auf dem anderen und er baute den Verein von 2007 auf 2008 komplett um. Gross als QB, der schon längere Zeit formidable Nachwuchs, Top Coaches, zwei, drei Klasse Imports – das ist es auch schon, das „Geheimrezept“. Man hat sich den damaligen Wünschen nicht nur angepasst, man hat sie zum eigenen Vorteil umgemünzt. Wieder einmal, muss man sagen.

Zwar folgten nicht allen Worten auch Taten, immerhin kündigte man 2008 großspurig auch an, dass man 2011 überhaupt ohne Imports spielen wird, in groben Zügen wurde das Drehbuch aber verfilmt. Und jetzt sind eben die Oscars da.

Kommando retour

Wieder sechs Jahre später, eben heute, lese ich: „Wenn mehr Amerikaner am Feld stehen würden, dann hätten die anderen bessere Chancen.“ „Wenn die Legionärsbeschränkung nicht fällt, wird in ein paar Jahren keiner mehr zuschauen wollen.“ Eine Kehrtwendung um 180 Grad.

Das würde wohl bestenfalls kurzfristig (siehe Calanda) etwas bringen, wenn überhaupt noch. Würde das kommen, dann hatten wir es ja schon. Es waren bereits acht Imports bei den Vikings. Sie haben damals alles gewonnen. Das würde jetzt dann nicht mehr so sein, weil..? Vielleicht machen sie ja dabei gar nicht mit, denkt sich da wer und es geht sich für die Gegner, die mit einer „Best Of GFL-Nomaden“ + 4 Amis-Mannschaft antreten, aus. Vielleicht geht es sich aber doch nicht aus. Wie sähe dann der Plan B in dem Fall aus? Man kann Schranken aufheben. Hilft das nicht, wäre der nächste Schritt dann nicht, nur mehr die einen zu beschränken? Abgesehen davon, dass man ein erfolgreiches Programm, welches noch dazu erfolgreich ist, weil es aus eigener Kraft geschaffen wurde, nicht nivellieren darf, muss man doch irgendwann mal auch wissen, was man eigentlich will. Adjustieren? Immer. Ja. Das Gesamte alle fünf Jahre infrage stellen, was man kürzlich selbst noch wollte, weil es einem gerade nicht passt, das ist im besten Fall jugendliche Flatterhaftigkeit, tatsächlich einfach unseriös. Es wird auch nicht reifer, wenn man den Spieß umdreht und genau das den Vikings vorwirft. Es ist nämlich eine Mär, sozusagen ein Wellness-Programm, dass nach ihren Regeln gespielt würde. Sie sind ihnen nicht (mehr) unangenehm, sie haben sich da gut eingenistet. Gewollt wurden sie ursprünglich schon von anderen. Das sollte man nicht vergessen.

Es hätte dann ja, die Theorie hat ja auch einen aktuellen Praxisbezug, eigentlich schon in der Euro Bowl klappen können/sollen/müssen, oder? Da hatte man ja einen Import als Vorteil mehr.

Qualität vor Quantität

Das wirklich Ernüchternde für die Tiroler und damit gleichzeitig für alle Gegner der Vikings, denn es gibt wohl keinen stärkeren in Europa derzeit als Innsbruck für sie, war neben Endergebnis von 14:37 ja, dass Österreicher in der Defense der Wikinger in der Lage waren, den US-Angriff der Raiders über weite Strecken auszuschalten. So geschehen in der Euro Bowl. Und daran ändert sich nur mehr dann etwas, wenn entweder bessere Legionäre, oder schlechtere Österreicher kommen. Eine quantitative Anhebung wäre die nächste naheliegende, jedoch irreführende Kompensationsstufe. Es würde mit elf Amerikanern der Güteklasse im Langzeitversuch nicht mehr klappen. Die Zeit ist heute vorbei.

Warum? In Wien findet de facto ein High School-Programm statt. Gemeinsam mit der Wiener Austria besuchen Fußballer und Footballer ein Gymansium, die im Rahmen ihrer Schulausbildung im Vereinsumfeld mit deren Lehrern, die gleichzeitig auch ihre Coaches sind, trainieren. Es kommt also schon demnächst noch viel dicker. 2013 war erst das, was man mit dem „normalen“ Nachwuchsprogramm in die Kampfmannschaft brachte. Und das lässt sich nicht einfach abstellen. Dagegen helfen mittelfristig keine US-Boys mehr, fern der NFL und einem möglichen Draft, die trotzdem noch gerne ein paar Jahre Football spielen würden. Die können Positionen besetzen, um offene Flanken zu schließen. Die großen Difference Maker der Nullerjahre, die wird man nur mehr vereinzelt finden. Das bedeutet auch, sollten die Vikings in den kommenden Jahren zwei, drei brauchbare Runningbacks aus dem Nachwuchs hervor bringen, dann wird die Zeit der Imports bei ihnen bald überhaupt der Vergangenheit angehören. So wie sie es 2008 für 2011 vorhersagten. Ich lege ihnen das einfach als Gedanken in den Mund, weil sie schon wieder mal wo sind, wo sie nichts mehr gewinnen, sondern nur mehr sich selbst neu erfinden und die Latte höher legen können.

Regelausnützer

Die Wiener sind ein Nutznießer des Regulativs. Das ist eine nicht alleinstehende Argumentationslinie, der ich mich auch anschließe.

Sie haben sich über mehrere Saisonen aber auch anhören dürfen, dass der Versuch, aus Christoph Gross einen Quarterback zu machen, einigermaßen lachhaft ist. Ich gebe zu, dass auch ich der Ansicht war, obwohl ich den Stoiker aus dem Burgenland schon bei den Junioren der Baden Bruins mochte, dass das zwar alles gut gemeint sei, aber eben vermutlich das Gegenteil von gut ist. Es sind alle eines Besseren belehrt worden. Christoph Gross ist seit zwei Saisonen in der Liga top. Er mag heuer den Zahlen nach in Bereichen „nur“ mehr Zweiter sein, die Frage, ob man statt ihm nicht besser einen US-Amerikaner holen sollte, die hörte ich seit der Saison 2011 dann aber nie mehr.

Mit einem heimischen Quarterback hat man, bei zwei erlaubten Legionären am Feld, tatsächlich einen Vorteil. Man holt, wie im Falle der Wikinger, einen Runningback und einen Receiver. Plus eine Universalwaffe für Fälle aller Art, wie z.B. für die EFL. Alle Gegner haben die Option Quarterback und dann noch einen (am Feld), holen also zwei, drei bis zu vier Imports.

Major und Minor

Die Raiders wollen diese Regelung zu Fall bringen. Was prinzipiell einfach vonstatten ginge, gehen diese Teile des Regulativs ja von den Klubs selbst aus. Sie finden nur keine Verbündeten in der Sache, stehen mit dem Anliegen also komplett alleine da. Und mit komplett meine ich auch komplett. Es gibt darüber hinaus keinen einzigen Verein, der das auch möchte. Das ist so und man sollte sich des Solo-Wunsches in seiner Form auch bewusst werden. Es ist nicht - wie hier in Postings mal zu lesen war - eine „Bewegung“. Schon gar keine der Masse. Dahin bewegt sich sonst nichts. Damit das auch mal klar gesagt ist. Wäre das ein allgemeiner Wunsch, wäre er umgesetzt worden.

Nun ist es sicher nicht so, dass die Giants, Dragons und Rangers es nicht gescheit finden würden, den Vikings einen Vorteil zu nehmen bzw. diesen, mit einer Lockerung der Regeln, zu kompensieren, nur glauben sie zum einen gar nicht daran und wenn - dann zum anderen - würden sie es nicht heben können. Offenbar zum Erschrecken der Tiroler, lassen die sich, was die Aufteilung ihrer Budgetmittel und Ressourcen betrifft, nicht reinreden. Sie halten die derzeitige Regelung, die übrigens auf Antrag der Giants angenommen wurde (der damalig letzte Vorschlag der Vikings sah einen Import mehr vor), für vernünftig.

Darüber hinaus gilt die aktuelle Beschränkung am Feld für alle Profis, ergo auch für Europäer.

Nun ist es so, dass die halbe deutsche Nationalmannschaft auf Spielerbörsen ihre Dienste anbietet. In Deutschland ist das zu einem unerfreulichen Teil des Geschäfts geworden. Das Nomadentum führte zur Herdengründung von Betreibergesellschaften, um den Verein präventiv schadlos zu halten, da die Insolvenz, wenn nicht einkalkuliert, dann zumindest in Betracht gezogen wird. Öffentliche Zustellung von Schriftstücken des Verbandes, der nicht mehr weiß, wo sich der Semifinalist seiner Bundesliga einen Tag nach dem Halbfinale befindet, sind eine der Folgen. Eher unlustig das, was der hiesige Verband von vorne herein damit auch unterbindet. Bzw. die Mehrheit seiner Mitglieder tut es.

Auf der anderen Seite steht ein Verein, der mit seinem Hauptsponsor ganz sicher nicht in finanzielle Turbulenzen geraten würde, dürfte er diese Spieler zu sich holen. Für andere bedeutet das dann vielleicht schon knallrote Zahlen. Darum sagen sie gleich Nein. Tirol sagt: feig und: Stillstand! Im Grundriss möchten die Raiders mittelfristig hin zu einem Semi-Pro-Betrieb, die anderen wollen dort verweilen, wo sie sind und mit der Ausbildung von Österreichern reüssieren. Das sind zwei Positionen und klare Mehrheiten. Die Frage nach Perspektive ist, respektiert man den Konsens und gemeinsame Beschlüsse, keine solche relevante mehr. Der Ruf der Minderheit, den super Plan (für sich) zu haben, der verhallt, weil ein anderer mehrheitlich für besser gehalten wird.

So ganz nebenbei, aber überhaupt nicht nebensächlich, kann es nicht die Aufgabe eines Amateursportverbandes sein, sich um das finanzielle Wohlergehen von Profis Gedanken zu machen, umso mehr nicht, wenn diesen der Ruf von Heuschrecken voraus eilt. Dann hätte der doch seine Aufgaben nicht verstanden, die da u.a. lauten, den Sport auf eine breite Basis zu stellen und die Voraussetzungen für ein Prosperieren zu schaffen. Dazu gehört die Schuloffensive ebenso wie Großveranstaltungen. Und das funktioniert seit Jahren sehr gut. Hier das gemeinsame Europa und die EU zu bemühen, ist reine Augenauswischerei. Es darf jeder EU-Bürger in Österreich Football spielen. Aber nur zwei von ihnen am Feld dürfen dafür auch entlohnt werden. Das sind die derzeitigen Rahmenbedingungen.

Mir san net mir

Der Verband muss dabei natürlich aufpassen, hier nicht selbst in eine nationale Sackgasse zu laufen, wo aus dem Wunsch, vor allem heimisches Talent zu fördern, schnell auch mal scheuklappiger Chauvinismus werden kann. Wenn das „mirsanmir“ zum Dogma wird, man aufhört zu hinterfragen, ob man auch das Richtige tut, dann verharrt man nicht nur, man geht zurück. Trotzt einiger Unkenrufen habe ich persönlich nicht gerade das Gefühl, dass die Gefahr aktuell besteht und – das wirklich Wichtige – die, die es betrifft, offenbar auch nicht.

Was nicht bedeutet, dass eh alles voll super ist. Besseres Wetter kann man nicht bestellen, aber die AFL selbst ist noch immer ein Auto mit drei Rädern. Es interessiert tatsächlich niemanden mehr, die 21. saftige Niederlage der Rangers zu beobachten. Da fehlt es an Qualität und die Fragen dazu könnten sein, ob man bereit ist, ihnen die Möglichkeit zu geben diese anzuheben, ob es diese überhaupt gibt und ob es dann auch sinnvoll ist. Oder man sagt: Es tut uns furchtbar leid. In unserer Liga spielen die Nummer 1 und die Nummer 2 Europas. Für Mödling ist da einfach kein Platz.

Eine generelle Empörung darüber aber, dass die Vereine selbst entscheiden wollen und nicht für sie entschieden wird, wie weit und in welche Richtung sie hüpfen wollen, ist ebenso unangebracht, wie der Versuch sich mangels argumentativer Kraft dann mit der Brechstange durchsetzen zu wollen. Auch die Dragons, Rangers, Giants und Vikings haben Wünsche, die unerfüllt sind und es vermutlich auch bleiben. Immer wieder.

Es ist zwischenzeitlich auch zu einer Unart geworden, sich gegenseitig vorzuhalten, dass man nicht wisse, was in dem jeweils anderem Bundesland los wäre, wobei man gleichzeitig gekonnt ausblendet, was in den restlichen passiert, oder besser gesagt: nicht passiert. Vor allem sieht das dann komisch aus, wenn man einerseits den Rückzug in sein Asterix-Dorf propagiert, gleichzeitig aber ein Europa der Regionen auf den Lippen hat. Es gibt keine kosmopolitischen Eremiten.

Akademisches Andocken

Das alles (das Dauerthema Import-Beschränkung) ist viel zu kurz gegriffen, um den derzeitigen Erfolgslauf der Vikings zu definieren. Da ist weit mehr als das Einsparen eines Imports auf der Spielmacherposition mitverantwortlich, was dazu andere auf anderen Positionen könnten und können. Es ist neben Gross dieses Linebacker-Corps, welches hier abstecken und auf jedem D2-College anstecken könnte. Ähnliches gilt für die Lines. Chris Calaycay und Jordan Neuman sind das beste Trainergespann, welches derzeit in Europa am Werken ist. Die Qualität der Zeit - die Vikings haben aktuell ein Team, welches auf der einen Seite noch nicht verwöhnt und mit Erfolgen voll gefressen ist wie jenes 2007, auf der anderen aber auch keine Rookie-Klasse mehr ist, die ehrfürchtig am Tivoli Andacht hält. Die sind 2013 einfach gut und werden von selbst so schnell nicht schlechter. Das ist abzunicken und daran hat man sich zu messen und: Man hat ihnen das wieder weg zu nehmen. Das ist Sport. As good as it gets.

Und wie es gehen könnte, das erkennt man eigentlich an ihrem Programm. In Innsbruck wurde kürzlich bereits eine Football-Akademie eröffnet. Interessanter Weise vom ehemaligen Manager der Raiders, Daniel Dieplinger, den es sicher nicht zufällig in die Richtung zieht. Der zog, seitdem ich ihn kenne, immer in Richtung Zukunft. Leider fehlt er jetzt im Klub, aber genau dort wird man wohl andocken müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Gilt auch für Graz und alle anderen, inklusiver der Aspiranten, die gerne AFL spielen würden, wenn...

Dann wird man sich keine allzu großen Sorgen darüber machen müssen, ob denn die Vikings jemals auch Spiele und Saisonen wieder verlieren. Sie werden. Auch die Dauerbaustelle AFL wird sich langfristig nur mit substanziellem Aufbau schließen lassen, mit Anlauf und Vorarbeit. Wer der Ansicht ist, das Problem lässt sich durch einen simplen Klick auf europlayers lösen, der läuft Gefahr „Geisterfahrern“ zu begegnen. Nämlich Hunderten. (Walter Reiterer; derStandard.at; 6.8.2013)