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Der Verwaltungsrat der Italien-Bank hat Marco Gariglio zum neuen Chef gewählt.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Klagenfurt - Die Italien-Tochter der Hypo Alpe Adria hat vor wenigen Wochen einen dreistelligen Millionenbetrag gebraucht. In Summe rund 150 Millionen Euro hat die Hypo Alpe Adria International im Juli für die Hypo Bank Italien und den italienischen Leasingzweig an Kapitalnachschüssen überwiesen. Mehr als die Hälfte davon floss direkt in die Bankbilanz in Udine. Das wurde nötig, damit der Wirtschaftsprüfer der Italien-Bank ein uneingeschränktes Testat für 2012 ausstellen konnte, bestätigte die Hypo.

Fall für Justiz

Bei der Italien-Bank müssen justizanhängige mutmaßliche Betrügereien bei Leasinggeschäften aufgearbeitet werden. Zurzeit werden nach Bankangaben zigtausend Verträge der letzten zehn Jahre noch einmal geprüft und nachgerechnet. Aber auch die Wirtschaftskrise in Italien belastete die Geschäfte.

Zusätzlich zur Cash-Rekapitalisierung musste die Hypo für die Italienbank eine auf ein Jahr laufende Patronatserklärung abgeben. Auch dies auf Verlangen der Wirtschaftsprüfer und dem Vernehmen nach auf Druck der italienischen Bankenaufseher. Das bedeutet, dass die Hypo-Zentrale aus Österreich - damit der Steuerzahler in Österreich - für alle weiteren Verpflichtungen aus den Italien-Operationen geradesteht, also zumindest für die Laufzeit dieser besonderen Bürgschaft eine explizite Fortbestandssicherung erfolgte.

Aus der Hypo verlautete dazu, dass aus dieser Patronatserklärung keine unmittelbaren Zuschüsse aus Österreich mehr verbunden sein würden.

Abdeckung von Rückstellungen

Für die jüngsten Kapital-Einschüsse flossen 85 Millionen Euro direkt in die Bank in Italien, wo hauptsächlich Rückstellungen zur Bereinigung der Leasing-Causa abgedeckt wurden, im geringeren Ausmaß aber auch Kreditverluste. Der Rest ging in die Rekapitalisierung der internen Abbaueinheit für Italien.

Dieser Rekapitalisierungsaufwand für die Italien-Operation belastet zumindest zu einem wesentlichen Teil die anstehenden Halbjahreszahlen der Hypo Alpe Adria. Wie hoch die Halbjahresverluste der seit Ende 2009 notverstaatlichten Bank tatsächlich ausfielen, wird mit den Prüfern noch gerechnet. Eckpunkte der Hypo-Alpe-Adria-Krisenbilanz zum Ende Juni 2013 wird der Aufsichtsrat am kommenden Freitag (9. August) behandeln.

Weiteres Staatsgeld vonnöten

Wie berichtet fressen die Restrukturierungen (Abbau) und weitere Abschreibungen und Rückstellungen das Kapital der Hypo Alpe Adria auf. Der österreichische Staat muss jetzt 700 Millionen Euro Kapital einschießen, damit die Hypo zum Halbjahr bilanzieren kann. Die Halbjahresbilanz wird im Lauf des August veröffentlicht. Im Jahresverlauf wird - so wird jetzt schon von Eigentümerseite eingeräumt - weiteres Staatsgeld nötig sein. Im Herbst wird ein Bescheid der EU-Wettbewerbsbehörde erwartet, wie die Restrukturierung bzw. Abwicklung der Hypo weiter vonstatten gehen muss.

Die Italien-Tochter ist von einem Leasingskandal gebeutelt. Die Bankführung in Udine wurde im März entlassen, und mit ihr eine Handvoll weiterer Verantwortlicher. Die Hypo hat Strafanzeige erstattet. In Italien ermitteln die Staatsanwaltschaft Udine und die Finanzpolizei wegen Betrugs. Die Aufarbeitung laufe auf Hochtouren, hieß es am Dienstag. Wie viele Kunden nach den umstrittenen Zinsenberechnungen "potenziellen Anspruch" auf Rückzahlung überhöhter Leasingraten haben, wird untersucht. Man schaue sich alle Leasingverträge der vergangenen zehn Jahre an. Bisher seien mehr als fünf Prozent abgearbeitet und zehn Millionen Euro an Kunden als Schadenersatz zurücküberwiesen worden. Bis Jahresende soll alles aufgearbeitet sein.

Neuer Chef

Am Dienstag hat auch der Verwaltungsrat der Italien-Bank getagt. Neuer Generaldirektor der Italientochter der notverstaatlichten Kärntner Hypo ist Marco Gariglio, der seine Funktion mit 2. September antritt. Gleichzeitig legt Lorenzo Snaidero seine Interimsfunktion als "Amministratore Delegato" (CEO) zurück, bleibt aber Mitglied des Verwaltungsrates der Bank.

Die Hypo-Banktochter in Italien hat mehr als 300 Mitarbeiter, es läuft ein umfangreicher Personalabbau. Der Markteintritt erfolgte dort 1986. Sollte doch noch kurzfristig ein nach wie vor verfolgter Verkauf erfolgen, müssten dafür alle Altlasten weggeräumt sein. Zusammen mit den Leasingfinanzierungen lag die Bilanzsumme in Italien zuletzt bei etwas über vier Milliarden Euro. Das Neugeschäft ist seit kurzem eingestellt, seit Anfang Juli werden keine neuen Kredite mehr vergeben. Das hat Österreich der EU im Beihilfeverfahren zugesagt. (APA, 6.8.2013)