Jemand nimmt eine doppelläufige Schrotflinte (gebraucht oder neu) mit Kipplauf, lädt mit zwei Patronen, richtet die Waffe auf einen vermuteten Feind - und schießt sich mit beiden Läufen selbst in den Fuß.

Das ungefähr ist die Vorgangsweise, die das Finanzministerium unter Maria Fekter wählte, um einen Wahlkampfpunkt zu machen.

Das Ministerium hat eine geheimnisumwitterte "Studie" erstellen lassen, wonach eine Reihe von namhaften ausländischen Firmen durch die Besteuerungspläne der SPÖ verunsichert und zur Abwanderung aus Österreich veranlasst worden sei. Dadurch seien 70.000 Arbeitsplätze verlorengegangen. Mutigerweise nennt die Studie auch konkrete Namen, nämlich unter anderem Nespresso. Blöderweise meldet sich jetzt der Chef von Nespresso Österreich und dementiert massiv: "Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie die Studienautoren zu diesem Schluss kommen können." Auch andere in der "Studie" genannte Firmen bestreiten eine Abwanderungsabsicht.

Wie kommen solche "Studien" zustande? Normalerweise entstehen solche Ideen im Ministerkabinett, wo Vertrauensleute, Berater etc. des Ministers / der Ministerin sitzen. Politisches Personal also. Für Faktenbehauptungen von enormer wirtschaftlicher Tragweite greift man aber normalerweise auf den Sachverstand hoher Beamter zurück. Oder man schießt sich in den Fuß. (RAU, DER STANDARD, 6.8.2013)