New York / Wien - Eine Geldquelle für internationale Investmentbanken scheint zu versiegen. Wie die britische Finanzberatung Coalition berichtet, haben die zehn größten Institute im ersten Halbjahr ein Viertel weniger in ihren teilweise umstrittenen Rohstoffabteilungen verdient. Als Gründe geben die Berater die gesunkenen Preise und fehlendes Interesse von Investoren an.

Doch der Trend könnte sich noch weiter verstärken. Ende Juli kündigte das Management der US-Großbank JPMorgan einen Kursschwenk an. Man prüfe "strategische Alternativen" für den physischen Handel mit Rohstoffen. Künftig könnte sich die Bank, die laut Coalition die zweitwichtigste Investmentbank im Rohstoffgeschäft ist, aus dem Bereich zurückziehen. Die Entscheidung folgte auf Druck der Regulierer, zudem wurde die Bank kürzlich von einem Regulator zu einer Strafe über 410 Millionen US-Dollar verurteilt, weil Händler der Bank den Strommarkt manipuliert haben sollen.

Auch der US-Investmentbank Goldman Sachs stehen weitere Ermittlungen ins Haus. Sie muss sich für ihre umstrittene Direktbeteiligung am Rohstoffhandel vor Gericht verantworten. Der Aluminium-Verarbeiter Superior Extrusion wirft dem Wall-Street-Institut vor, mit seinen Lagerhäusern den Preis für das Leichtmetall in die Höhe zu treiben. Das Unternehmen aus dem Bundesstaat Michigan reichte deswegen eine Sammelklage gegen Goldman und die Londoner Metallbörse LME ein, die ein weltweites Netz von Lagerhäusern verwaltet. Goldman und der Hongkonger Börsenbetreiber HKEx (LME-Eigentümer) weisen die Vorwürfe als grundlos zurück. Juristen zufolge könnte dies der Auftakt einer Welle von Klagen gegen die Betreiber von Metall-Lagern sein, denn der Schadensersatz für Preisabsprachen ist hoch.

Käufer des Rohstoffs müssen manchmal bis zu einem Jahr warten, bis sie die Waren aus den Lagern erhalten. Von den Lieferverzögerungen profitieren die oft den Banken gehörenden Lagerbetreiber, weil sie länger die Miete für das gelagerte Aluminium kassieren können. Andere Vorwürfe lauten, dass die Banken dank ihrer Lager an Insider-Wissen über die Entwicklung auf dem Rohstoffmarkt gelangen könnten. (Reuters; sulu, DER STANDARD, 6.8.2013)