"Der Gegner soll bei der Hitze dem Ball nachlaufen."

Foto: ÖHV

Sagt Xaver Hasun, der Abwehrchef.

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Wien - Österreich und Hockey, da war doch etwas. Nur ein Weilchen ist es her, dass rot-weiß-rotes Hockey Europa dominierte. 2010 gewann das Herrennationalteam EM-Gold im niederländischen Almere. Insgesamt wurde viermal Edelmetall in den vergangenen vier Jahren eingestreift (dreimal Bronze), in der Halle wohlgemerkt. Dass Hockey selbst in der kräftigsten Sommersonne immer noch im Schatten aller relevanten Ballsportarten steht, hat auch damit zu tun, dass die Indoor-Erfolge bis dato nicht an die frische Luft und also aufs Feld mitgenommen werden konnten.

Das soll sich nun vor heimischer Kulisse ändern: Am Montag geht die B-Europameisterschaft in Wien in Szene, und für Österreichs Herren zählt ausschließlich der Aufstieg in den A-Pool. Gegner im Kampf um die Top 8 Europas sind in der Gruppenphase Italien, Russland und die Ukraine. Eine Säule des Gastgebers ist Xaver Hasun. Als Innenverteidiger gibt der 20-Jährige den Abwehrchef. "Wir müssen bei der Hitze die Fehlerquote in Grenzen halten, der Gegner soll dem Ball nachlaufen. Russland wird schwierig, Frankreich wollen wir aus der anderen Gruppe bis zum Schluss aus dem Weg gehen", sagt Hasun.

Ähnlichkeiten und Dichte

Taktisch ist Hockey dem Fußball nicht unähnlich, es wird elf gegen elf gespielt, 4-3-3-Formationen und Pressing sind gebräuchlich. "Beim Fußball kann aber jeder Verteidiger den Ball bis ganz nach vorne dreschen. Beim Hockey darfst du den Ball nicht über Kniehöhe am Gegner vorbei spielen. Das verändert die Taktik." Die beiden Bestplatzierten der zwei EM-Gruppen kommen ins Semifinale. Die Finalisten steigen fix auf. Gespielt wird im Hockeystadion nebst der Prater Hauptallee.

Hasun ist einer von vier Legionären im Team, er spielt beim deutschen Powerhouse HTHC Hamburg. Bei den Nachbarn ist hockeymäßig freilich alles besser. Die Intensität, die Liga, die mediale Präsenz. Der Verein bezahlt eine Wohnung für Hasun, der in der Hansestadt Betriebswirtschaft studiert. In der deutschen Liga gibt es zwölf Teams mehr oder minder auf Augenhöhe, hierzulande kommen fünf von sechs Bundesligisten aus Wien. In Deutschland gibt es bei Vereinen wie Rot-Weiß Köln oder Mannheim Vollprofis, in Österreich zahlen Nationalteam-Auswahlen Selbstbehalte für Turnierreisen.

Das Wunder der Schuhe

Hockey-Österreich fehlt es an Breite und Bekanntheitsgrad. "Wir haben 2000 gemeldete Hockeyspieler, in Holland sind es 200.000. Frage ich Leute auf der Straße nach Hockey, kennen die nur Eis- und Inlinehockey. Dass man das auch mit Schuhen spielen kann, ist ein Wunder für die", sagt Hasun. Das Gros der Trainingsarbeit übernehmen die Vereine, in den Wiener Leistungssportgymnasien ist Hockey quasi inexistent. Immerhin gibt es mittlerweile drei Ausbildungsplätze pro Jahr für Hockey-Leistungssportler im Heeressportzentrum (HSZ). Das Nationalteam will den Teufelskreis ein wenig durchbrechen. Hasun: "Es liegt an uns." (Florian Vetter, DER STANDARD, 03./04. August 2013)