Helsinki - Das wiederholte Erscheinen mehr oder weniger eindeutig antisemitischer Kommentare in einer finnischen Gratiszeitung haben das Europäische Wiesenthal-Zentrum (CSW Europe) auf den Plan gerufen. In einem Offenen Brief forderte die jüdische Organisation Staatspräsident Sauli Niinistö dazu auf, den Warenhaus-Gründer und mutmaßlich letztverantwortlichen Chefredakteur des dazugehörigen Werbeblatts "Magneetti", Juha Kärkkäinen, öffentlich zur Rechenschaft zu ziehen.

Kärkkäinen reagierte am Donnerstag und kündigte nach einem angeblichen Gespräch mit Regierungsvertretern in der Zeitung "Helsingin Sanomat" an, "solche radikale Sachen" aus dem Blatt verbannen zu wollen. Man habe sich darauf geeinigt, dass die Gratiszeitung sich ihrer Funktion entsprechend auf kommerzielle Inhalte konzentrieren sollte. Gleichzeitig verteidigte Kärkkäinen allerdings den Artikel als Kritik an "zionistischen Elitegruppen", die von den Kritikern aus dem Zusammenhang gerissen worden seien.

Talmud als Aufruf zur Pädophilie interpretiert

Der Geschäftsmann bezog sich auf einen jüngst in dem Blatt erschienenen Kommentar, in dem der Talmud als Aufruf zur Pädophilie interpretiert wird und mit einer dazugehörigen Zeichnung aufwartet, die einen "Vergewaltiger-Rabbi" darstellen soll.

Bereits davor war in "Magneetti" unter anderm über die "jüdische Dominanz in den Medien" und über angeblichen "zionistischen Terror" in Norwegen zu lesen gewesen. Die Polizei nahm im jüngsten Fall Ermittlungen wegen möglicher Verhetzung gegen eine Volksgruppe auf. Die Kanzlei von Präsident Niinistö kündigte eine baldige Reaktion auf das von CSW Europe-Chef Shimon Samuels unterzeichnete Protestschreiben an. (APA, 2.8.2013)