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US-Autos finden sich auf Kubas Straßen wie Sand am Meer. Nun sollen auch die Exil-Kubaner aus den Vereinigten Staaten wieder vermehrt in die alte Heimat gelockt werden.

Foto: REUTERS/Desmond Boylan

Havanna - Vor einigen Jahren galten sie noch als "Vaterlandsverräter". Nun versucht Castros Kuba, den Exilanten in den USA die alte Heimat wieder schmackhaft zu machen. Das Ziel: Frisches Geld für die marode Wirtschaft.

Es war eine kleine Sensation: Zwei hohe Amtsträger der sozialistischen Regierung Kubas wagten es vor wenigen Wochen, nach Miami zu kommen, der Hochburg des Anti-Castro-Exils in den USA. Auch ihre Wortwahl vor altgedienten Vertretern der kubanischen Exilgemeinde war auffällig neu: Von "Rückkehr" und "Investitionen" war die Rede, ausgerechnet im Land des ideologischen Erzfeindes.

Der Generalkonsul der kubanischen Interessenvertretung in Washington, Llanio González, und sein Stellvertreter Armando Bencomo erhielten dafür extra eine Genehmigung der US-Behörden. Beide Funktionäre nutzten den Abstecher nach Tampa und Miami im Bundesstaat Florida, um vor kubanischen Unternehmern und dem Castro-Regime wohlgesinnten Exilgruppen vorstellig zu werden.

Reformen

Ziel war es, die aktuellen Reformbemühungen auf der Karibikinsel zu erläutern. Und wohl auch der größten und zahlungskräftigsten Gruppe der mehr als zwei Millionen Exilkubaner die Investitionsmöglichkeiten in der alten Heimat schmackhaft zu machen.

"Das Exil stellt eine wichtige Quelle an Erfahrung und Ressourcen dar", sagt der stellvertretende Leiter der Cuba Study Group in Miami, Ricardo Herrero. Seit den Lockerungen des US-Embargos von 2009 senden die Exilkubaner immer mehr Geldzuwendungen an Freunde und Familienangehörige. Laut einer Studie der exilnahen Havana Consulting Group flossen im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden US-Dollar (2,0 Mrd. Euro). Eine Rekordsumme.

Dass Kubaner zwischen den USA und der Insel pendeln, ist ein "Phänomen, das öfters vorkommen sollte", schwärmte Konsul González. Rund 145 Kilometer liegt Kuba von der Florida-Küste entfernt. In Miami erläuterte er Reformen wie die im Januar in Kraft getretene Reisefreiheit und das geplante neue Gesetz für Auslandsinvestitionen.

Möglichkeiten

Exilkubaner, kündigte der Funktionär an, würden in Zukunft in ihrer Heimat investieren und Immobilien erwerben dürfen. Bisher blieb ihnen diese Möglichkeit verwehrt. Einen genauen Zeitplan hat seine Regierung allerdings bisher nicht genannt. "Im Laufe der Jahre wird es neue Maßnahmen geben", versprach González lediglich.

Es ist nicht lange her, da war die Wortwahl eine ganz andere. Ex-Präsident Fidel Castro beschimpfte Republikflüchtige gerne als "Landesverräter". Der inzwischen 86-jährige Revolutionsführer polterte immer wieder gegen die "Würmer", die es wagten, seiner Revolution den Rücken zu kehren und in die USA zu fliehen.

Erst sein fast fünf Jahre jüngerer Bruder Raúl änderte den Ton. Der 82-jährige Staatschef versucht seit seinem Amtsantritt im Jahr 2006, mit einem vorsichtigen Öffnungskurs die Wirtschaft anzukurbeln. Inzwischen gibt es in Kuba mehr als 429.000 Kleinunternehmer. Brachliegendes Land wurde Bauern zur privaten Nutzung überlassen.

Trotzdem zeigen die Reformen biser nicht die erhoffte Wirkung. Allein für den Import des Lebensmittelbedarfs wird Kuba in diesem Jahr mehr als zwei Milliarden Dollar ausgeben. Aus makroökonomischer Sicht sind die Reformen unzulänglich, meint Experte Herrero. Vor allem im Bereich der öffentlichen Infrastruktur sei ein großer Nachholbedarf vorhanden. "Sie liberalisieren, aber noch nicht genug, um wirklich Auslandskapital dafür ins Land zu holen", meint er. (APA, 2.8.2013)