Eine Woche Camping genügt, zivilisationsbedingte Schlafstörungen zu mildern.

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Boulder/Wien - Genetiker gehen davon aus, dass in unserer DNA festgeschrieben sei, ob wir nun eher zu den früh aufstehenden Lerchen oder eher zu den nachtaktiven Eulen zählen. Gar so unveränderlich dürfte das allerdings nicht sein, wie ein einfaches Experiment von Forschern der Uni von Colorado in Boulder zeigt: Eine einzige Woche Camping in der Natur ohne elektrische Geräte scheint die innere Uhr des Menschen dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus anzupassen - und Schlafstörungen zu mildern.

Für ihre Studie im Fachmagazin "Current Biology" beobachteten Kenneth Wright und sein Team zunächst eine Woche die Schlaf-und Nachtrhythmen acht Erwachsener während normaler Arbeitstage: Die Probanden arbeiteten, studierten, gingen abends aus und entschieden selbst, wann sie wie lange schliefen. Im Schnitt gingen die Probanden nach Mitternacht ins Bett und standen gegen 8 Uhr auf.

Anschließend verbrachte die Gruppe eine Woche beim Campen in den Rocky Mountains. Die Teilnehmer hatten dort kein elektrisches Licht und durften keine Mobiltelefone, Taschenlampen oder andere elektrische Geräte nutzen. Die Folgen: Die innere Uhr passte sich prompt an den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus an.

Veränderte Melatonin-Ausschüttung

Das zeigte sich vor allem an der veränderten Ausschüttung des Hormons Melatonin, das an der Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt ist: Der Melatoningehalt begann nach einer Woche Camping etwa bei Sonnenuntergang anzusteigen. Am Morgen fiel er gleich nach Sonnenaufgang, noch bevor die Probanden wach wurden. Beim Tag-Nacht-Rhythmus in der Zivilisation war dieser Zyklus um zwei Stunden nach hinten verschoben.

Das Resümee der Forscher: selbst Nachteulen werden durch das Camping - bei gleichbleibender Schlafzeit - zu Lerchen. Zudem könne die Anpassung an den natürlichen Rhythmus zu gesünderem Schlaf führen. (tasch, dpa, DER STANDARD, 02.08.2013)