Üblicherweise sind es die Wähler, die sich im Wahlkampf hinters Licht geführt fühlen. Dass hingegen ein Politiker auf ein eigenes Versprechen hineinfällt, ist eine Premiere, die Norbert Darabos zu verdanken ist. Der SP-Kampagnenleiter hatte Punkt 44 des provisorischen Wahlprogramms wörtlich genommen und vertreten, was dort steht: freie Fahrt für alle Jugendlichen in Ausbildung mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Österreich.

Mittlerweile ist den Sozialdemokraten gedämmert, dass dieses Wahlzuckerl vielleicht doch ein bisschen überdimensioniert ist. Die ÖVP wird zwar um Übertreibung bemüht gewesen sein, um rote Verantwortungslosigkeit anzuprangern, dürfte mit der Kostenschätzung von einer Milliarde plus aber nicht so falsch gelegen sein. Diese riesige Summe hätte die SPÖ erst einmal argumentieren müssen: So mancher rote Kernschichtler hat wohl begrenztes Verständnis dafür, dass auch der Hietzinger Bürgerspross auf Kosten der Allgemeinheit durchs ganze Land tingeln darf.

Die nun geplante Light-Variante - Ausweitung des billigen, aber nicht kostenlosen Schüler-Regionaltickets auf Studenten - hält sich in finanziell vertretbarem Rahmen. Weil Studierende überdurchschnittlich oft aus gutsituiertem Haus stammen, werden zwar immer noch manche gefördert, die es nicht wirklich nötig haben. Doch der erzieherische Effekt, der auf lange Sicht mehr Öffi-Benutzer statt Autofreaks verspricht, wiegt diesen Einwand auf. (Gerald John, DER STANDARD, 2.8.2013)