Drei lateinamerikanische Staaten mit kritischer Haltung gegenüber den USA hatten Whistleblower Edward Snowden Asyl angeboten. Der aber musste befürchten, auf dem Flug in eines dieser Länder während der unvermeidlichen Zwischenlandung festgenommen und ausgeliefert zu werden. Nun gewährt also Russland Snowden vorerst befristetes Aufenthaltsrecht.

Ein Land, in dem Kritik an den Mächtigen meist mit Gefängnis endet, wird zum Verteidiger der Meinungs- und Informationsfreiheit. Was ihm durch die Äußerungen von US-Justizminister Eric Holder ziemlich leichtgemacht wird. Der erklärte, Snowden drohe in den Vereinigten Staaten weder Todesstrafe noch Folter. Dass sich der oberste Justizchef der größten Demokratie gezwungen sieht zu betonen, in seinem Land werde nicht gefoltert, ist mehr als vielsagend.

Und wenn NSA-Chef Keith Alexander nach der Enthüllung neuer, noch umfassenderer Überwachungspraktiken Hacker öffentlich aufruft, dem Geheimdienst bei seiner Aufgabe zu helfen, wird es vollends absurd.

In der Affäre Snowden scheint Schwarz Weiß und Weiß Schwarz zu sein. Stimmigerweise hat eine deutsche Politikerin angesichts der NSA-Debatte empfohlen, nichts dem Internet preiszugeben, was man nicht auch ans Schwarze Brett hängen würde. Das setzt freilich eine sehr kreative Definition der weißen Weste voraus. (Josef Kirchengast, DER STANDARD, 2.8.2013)