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Gemeinsam essen macht nicht nur Spaß, sondern ist auch gut für die Gesundheit.

Foto: PHILIPPE WOJAZER/reuters

Berlin - Die Wirkung einer köstlichen und gemeinsam eingenommenen Mahlzeit ist wunderbar in der Novelle "Babettes Gastmahl" der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen beschrieben. Hier bekocht eine französische Meisterköchin die bescheidenen und zerstrittenen Bewohner eines norwegischen Dorfes, die sich durch das köstliche Essen aus der sozialen Starre lösen und anfangen friedlich miteinander zu kommunizieren.

Bislang kaum erforscht

Dass sich eine gemeinsam eingenommene Mahlzeit positiv auf die Interaktion der Beteiligten auswirkt, wird allgemein angenommen, wissenschaftlich erforscht wurde diese Frage in der Vergangenheit allerdings noch nicht. Nun hat eine international zusammengesetzte Forschergruppe unter der Leitung der Berliner Humboldt-Universität untersucht, welche kognitiven und emotionalen Prozesse durch gemeinsames Essen in Gang gesetzt werden.

Um mehr über die psychologischen Effekte einer Mahlzeit herauszufinden, ließen die Forscher 32 junge Frauen (Durchschnittsalter: 24 Jahre) ihr Mittagessen entweder alleine im Büro oder gemeinsam mit einer Freundin in einem Restaurant eingenommen. Im Anschluss an die Mahlzeit wurde ihre Wirkung auf die Wahrnehmung und Emotionen per Fragebogen, EEG und Reaktionszeitmessung untersucht.

Entspannter nach gemeinsamem Essen

"Bei einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit lässt die kognitive Kontrolle etwas nach, das heißt, man wird liberaler und nachlässiger, nimmt eigene Fehler weniger ernst", sagt Studienleiter Werner Sommer. Hierzu passt, dass diese Probanden sensibler auf negative emotionale Gesichtsausdrücke reagierten. Keine schlechten Voraussetzungen, wenn es beispielsweise darum geht, in konfliktreichen Situationen Konsens zu erzielen.

Im Hinblick auf Arbeitstellen, wo hohe Aufmerksamkeit und Exaktheit erforderlich ist, allerdings ein eher negativer Befund. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich die Teilnehmer nach einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit zwar nicht als besser gelaunt, wohl aber als entspannter einschätzten. Nun wollen die Wissenschaftler auf diesem Feld weitere Untersuchungen anstellen und herausfinden, wie sich die Essenssituation beispielsweise auf Empathie und Kreativität auswirkt. (red, derStandard.at, 1.8.2013)