Das Kolosseum bröselt. Unter anderem wegen des Autoverkehrs, der seit Jahrzehnten an der Arena blutiger Spiele vorbeidonnert. Der neue römische Bürgermeister, ein Liberaler, will nun die Rennstrecke rund ums Kolosseum bis hinein in die Via dei Fori Imperiali sperren lassen.

Das verlangt etwa nach so viel Mut, wie seinerzeit nötig war, sich dem Match "Christen gegen Löwen" und dem Daumen-rauf-Daumen-runter-Publikum in der Arena zu stellen. Die Römer sind mit ihren Autos und Benzingelsen (Mopeds, Vespas etc.) innig verwachsen. Aber die Verkehrshölle Rom braucht zumindest in der historischen Innenstadt mutige, innovative Lösungen. Wie übrigens die meisten historischen Städte Europas. Die römische Stadtplanung träumt denn auch von einem riesigen archäologischen Park, der gleichzeitig ein Grünstreifen wäre. Er soll sich vom Kapitol (an dessen Fuß auch der Verkehr tobt) und dem Forum Romanum bis vor die Stadtmauern zur Via Appia Antica ziehen.

Die Via dei Fori Imperiali, die vom Forum Romanum ausgehend bis zum Nationalmonument Vittorio Emanuele II. aus dem 19. Jahrhundert (genannt "das Gebiss" oder "die Schreibmaschine") reicht, geht auf Mussolini zurück. Sie durchschneidet brutal den Kern des antiken Rom. Zeit, dass dieses Relikt eines Secondhand-Imperialismus durch eine kulturelle und stadtgestalterische Erneuerung ersetzt wird. (rau, DER STANDARD, 1.8.2013)