Polizeipräsident Pürstl zu Gast bei Armin Wolf: Hier zum Nachsehen auf tvthek.orf.at.

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Abkühlung, auch verbale, ist an Hitzetagen sehr willkommen. Es ist jedoch zu hoffen, dass sich Armin Wolf beim Interview mit dem Wiener Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl keine schwere Verkühlung zugezogen hat. Angesichts jener Eiswürfelrhetorik, mit der Pürstl die "Abschiebung pakistanischer Flüchtlinge" abhandelte, schien die Studiotemperatur unter null zu purzeln.

Pürstl hat natürlich als verbale Klimaanlage nur seine Pflicht getan, nachdem Innenministerin Johanna Mikl-Leitner verhindert war. Verständlich. TV-Statements die Abschiebungscausa betreffend sind im Wahlkampf in ihrer Nachwirkung schwer abzuschätzen. Mit ei­nem Stellvertreter darf die Ministerin hingegen hoffen, so würde es Pürstl womöglich formulieren, "zumindest Imageschadensumleitung bei allfälliger Wählererregung ob zu geringer Empathie betreffs jener der Außerlandesbringung zugeführten Asylantragskörper" zu erreichen – wenn nicht sogar eine Einfrierung der Diskussion.

"Außerlandesbringung durchführen" hat Pürstl gesagt. Wie auch "zwangsweise Effektuierung" oder "Heimreisezertifikate" und "nichterfolgte freiwillige Rückkehr". Zudem sprach er vom Status des "gelinderen Mittels" (täglich bei Polizei melden) wie er auch – und da kam Emotion auf – eine "Verwaltung, die an Gesetze gebunden ist" rühmte; wohingegen er beklagte, Flüchtlinge hätten ihre "Hände nicht gereicht".

Glück für Pürstl, dass momentan alle ORF-Diskussionsformate im Sommerschlaf ruhen. Er müsste Politik womöglich – etwa beim Thema "Gesetze und schlechtes Gewissen" – vertreten und fürchten, nach längerem Sprechen selbst Erfrierungen davonzutragen. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 1.8.2013)