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"Weltrekord war immer ein großer Traum von mir", sagt Meilutyte (16).

Foto: Reuters

Barcelona - Noch bevor Ruta Meilutyte schwimmen konnte, traf sie ein schwerer Schicksalsschlag. Ihre Mutter Ingrida starb im April 2001, nachdem sie in Vilnius von einem Auto erfasst worden war. Ruta war gerade vier Jahre alt, fortan sorgte sich die Großmutter um das Mädchen und seine zwei Brüder. Im Sport fand die Kleine Ablenkung, an ihr erstes Schwimmtraining hat sie freilich nicht die besten Erinnerungen. "Ich bin ins tiefe Wasser gesprungen und wäre fast ertrunken."

Den Startschwierigkeiten zum Trotz setzte sich das Ausnahmetalent durch. Nach ihrem noch relativ überraschenden Olympiasieg in London schwamm die 16-Jährige bei der WM in Barcelona zu ihrem ersten Weltrekord. Ihre 1:04,35 Minuten im Halbfinale über 100 Meter Brust machten die zweimalige Kurzbahn-Weltmeisterin überglücklich. "Der Weltrekord war immer ein großer Traum von mir", sagte Meilutyte, die sich hernach in einem etwas langsameren Finalrennen auch ihr erstes WM-Gold sicherte.

Verdachtsmomente

Schon in London war klar, dass weitere Großtaten folgen würden. Meilutyte macht da weiter, wo sie vor einem Jahr bei Olympia aufgehört hat, sie erstaunt die Schwimmwelt. Dass sie im Palau Sant Jordi die alte Bestmarke der Amerikanerin Jessica Hardy aus der Ära der Hightech-Anzüge knacken würde, hatte sich bereits bei ihrem Europarekord im Vorlauf angedeutet.

Wegen ihrer rasanten Entwicklung schwimmt bei Meilutyte der Dopingverdacht mit. Für Olympia hatte sie sich qualifiziert, ohne zuvor jemals an einer EM oder WM teilgenommen zu haben. Innerhalb von vier Monaten hatte sie damals ihre Bestzeit um beachtliche zwei Sekunden verbessert. Zahlen, die misstrauisch machen. Nur nicht in Litauen. Dort ist Meilutyte eine Volksheldin, sogar ein Cocktail ist in ihrer Heimat nach ihr benannt, der sogenannte "Ruta". Dabei lebt und trainiert die Schwimmerin in Plymouth im Südwesten Englands, wohin sie 2009 ihrem Vater und einem älteren Bruder gefolgt war. Dort besucht sie gemeinsam mit Wassersprungstar Tom Daley ein College, und dort wird sie auf Erfolg getrimmt. "Unsere adoptierte Britin" nennt sie ihr Trainer Jon Rudd. "Sie ist sehr talentiert und eine harte Arbeiterin."

Party? Später

Meilutyte werde weiter für Furore sorgen, glaubt Rudd. Als er seine junge Athletin einmal fürsorglich fragte, ob sie es nicht vermisse, mit Freunden zu feiern, habe sie ihm geantwortet: "Ich habe doch noch so viel Zeit, Party zu machen, wenn das hier alles vorbei ist."

Von Partys ist natürlich auch bei Österreichs Schwimmern keine Rede, obwohl (oder weil) sie in Barcelona über Vorläufe nicht hinauskommen. Am Mittwoch erzielte Jakub Maly über 200 Meter Lagen die 25. Zeit. Seine persönliche Bestmarke aus dem Vorjahr hat er um 0,69 Sekunden immerhin auf 2:01,92 Minuten verbessert, auf die Top 16 fehlten aber 1,93 Sekunden. (sid, fri, DER STANDARD, 31.7.2013)