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Leitgeb soll sich aufgrund "bescheidener wirtschaftlicher Kenntnisse" auf den nunmehr erstinstanzlich verurteilten Ex-Immofinanz Chef Petrikovics verlassen haben.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - In der Immofinanz-Affäre, in deren Zentrum der nicht rechtskräftig wegen Untreue verurteilte Ex-Konzernchef Karl Petrikovics steht, droht dem Sportmanager und Präsidenten des Österreichischen Tennisverbandes (ÖTV), Ronald "Ronnie" Leitgeb, eine Anklage. Die Staatsanwaltschaft Wien hat am Montag der Oberstaatsanwaltschaft einen Vorhabensbericht vorgelegt, bald soll das Justizministerium über eine Anklage entscheiden, schreibt das "WirtschaftsBlatt". Es geht um fragwürdige Provisionszahlungen bei einen Immodeal zwischen der Immofinanz und Leitgeb an der Cote d'Azur.

Fitnessklubprojekt im Fokus

"Ein Vorhabensbericht liegt uns seit kurzem vor. Dieser wird von uns geprüft, mit einer Stellungnahme versehen und dem Justizministerium vorgelegt", bestätigte Oberstaatsanwalt Michael Klackl. Das ganze werde in ein paar Tagen vonstattengehen. "Wir bemühen uns, das relativ bald auf den Weg zu bringen." Wie lange dann das Justizministerium für seine Entscheidung braucht, ist nicht abzusehen.

Die Ermittler haben die frühere Immofinanz-Liegenschaft "Villa Esmara" nahe Monaco im Visier, in der Leitgeb ein Fitnessklubprojekt umsetzen wollte. Die Miete sei mit 32.000 Euro im Monat festgelegt worden.

Steuerschonende Umgründung

Mitte 2005 seien die Mietzahlungen ins Stocken geraten, am 18. November 2005 soll es zu einer Aussprache zwischen Leitgeb und Petrikovics gekommen sein, da Mietrückstände in Höhe von 288.000 Euro aufgelaufen seien, so die Zeitung unter Berufung auf die Anklage.

Die Villa sollte steuerschonend über eine Umgründung an Leitgeb verkauft werden, was für den einstigen Trainer und Manager von Thomas Muster ein gutes Geschäft gewesen sei.

Im August 2006 habe man sich auf einen Verkauf durch die Immofinanz um 5,8 Millionen Euro verständigt. Es sei festgehalten worden, dass Leitgeb den Verkauf mit zwei französischen Maklern "herbeigeführt" habe. Die Franzosen hätten jeweils 150.000 Euro netto bekommen. Da die Immofinanz einen "Gewinn" erzielt hatte, habe sie den von Leitgeb geleisteten "Schadenersatz" - so sei der Zins tituliert worden - zurückbezahlt.

Der ÖTV-Präsident Leitgeb habe Rechnungen mit Titeln "Erstellen von Verkaufsunterlagen" oder "Erarbeitung eines Marketingkonzepts" gelegt und dann die Überweisungen bekommen.

Davor, im Sommer 2006, sei bei der Immofinanz in einer Kalkulation festgehalten worden, dass für Leitgeb 770.000 Euro übrig bleiben sollten.

Bescheidene wirtschaftliche Kenntnisse

Die Staatsanwaltschaft sieht laut Zeitungsbericht in dem Deal Untreue bzw. in Leitgebs Fall Beitragstäterschaft. Im Akt sei von Scheinrechnungen über 410.000 Euro von Leitgebs "Champ Events" für "nie erbrachte Leistungen" die Rede und davon, dass man, statt von Leitgeb Miete zu verlangen, seiner Stiftung 381.673 Euro überwiesen habe.

Leitgeb war am Mittwoch nicht erreichbar. Laut Zeitung geht aus dem Akt hervor, dass er sich aufgrund seiner "bescheidenen wirtschaftlichen Kenntnisse" auf Petrikovics und andere Immofinanz-Vertreter verlassen habe. Er habe das Bestmögliche aus dem Projekt machen wollen. Die Immobilie sei nie betriebstauglich gewesen, es habe einen Disput mit der Immofinanz gegeben - vor diesem Hintergrund seien einbehaltene Mietzahlungen zu sehen. Den Konflikt habe man durch Verkauf der Villa lösen wollen. Die Provisionen seien Aufrechnungen für real erbrachte Leistungen. Die Falschbezeichnungen seien in Absprache mit Wirtschaftsberatungen erfolgt. Er habe sich "dabei nichts gedacht". (APA, 31.7.2013)